Pressespiegel

Freilichtbühne: Vom Märchen bis zum Drama

Schauspiel – Neues Programm startet am 12. Oktober

Mit drei Produktionen startet die Mannheimer Freilichtbühne in die Zimmertheater-Saison. Märchenhaft wird es bei „Rumpelstilzchen“, musikalisch beim Jubiläumskonzert des Chores Art-Im-Takt, dramatisch beim Schauspiel „The Kings Speech“, das am 12. Oktober den Auftakt macht. Regisseur Markus Muth wollte das 2006 uraufgeführte Stück des Engländers David Seidler, das in der filmischen Umsetzung 2011 einen Oscar erhielt, schon vor vier Jahren inszenieren. Doch damals gab es für Amateurbühnen noch keine Rechte. An der wahren Geschichte über den stotternden Herzog Albert (Bild), der mit Hilfe eines australischen Sprachtherapeuten seine Behinderung meistert und später König wird, reizen Muth zwei große Herausforderungen. „Das Stück spielt zwischen 1925 und dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, es gibt für die 37 Szenen zwölf Schauplätze. Um das auf unserer 4,50 mal 5 Meter kleinen Bühne zu meistern, mussten wir uns etwas einfallen lassen“, sagt Muth. Als anspruchsvoll bezeichnet er auch die Aufgabe, die richtige emotionale Ebene des zu Wutausbrüchen neigenden Albert zu finden. Auch eine Balance zwischen den verschiedenen Stadien des Stotterns zu halten, sei schwer. Für den Therapeuten Lionel Logue alias Matthias Heckmann machen die verschiedenen Beziehungsebenen und Themenkreise des mit typisch britischem Humor gewürzten Stückes den großen Reiz aus. „Es geht einerseits um Politik, um Hitler, Stalin und Churchill. Dann gibt es die Beziehungen innerhalb der royalen Familie.“

Neue Wege geht die Freilichtbühne mit „Rumpelstilzchen“ von Hermann Wanderscheck, denn die Aufführung ist eine Eigenproduktion der Jugendgruppe. Sein Regie-Debüt gibt Philipp Valentin, der alle Stufen der Amateurbühne durchlaufen hat. „Es spielen keine Erwachsenen mit, aber das war auch unser Wunsch“, sagt Jugendsprecher Sebastian Kaufmann. „Philipp hat das Sagen, aber wir haben viele Freiheiten. Er lässt uns erst einmal etwas anbieten, bevor er eingreift“, plaudert Kaufmann, der König Leberecht spielt, aus dem Nähkästchen der bewegungsintensiven Inszenierung. „Die Stimmung im Ensemble ist mega gut, denn wir sind alle miteinander befreundet.“ Anders als im Original-Märchen geht das Stück nach der Entlarvung von Rumpelstilzchen noch der Frage nach: Was passiert nach dem Happy-End? Die Antwort gibt es am 1. Dezember.

Am 17. November feiern Thomas Nauwartat-Schultze und sein vor 15 Jahren gegründeter Chor „Art-Im-Takt“ mit einer Jubelmesse Geburtstag. „Eigentlich gab es den Chor nur für die damalige Dracula-Aufführung, doch wir singen noch immer.“ Die Messe hat Nauwartat-Schultze selbst komponiert und auf das Können seiner Gruppe zugeschnitten. „Ganz im klassischen Stil“, wie er betont. Für die Soloparts Sopran, Alt, Tenor und Bass hat er Profis gefunden, begleitet wird „Art-Im-Takt“ vom Heidelberger Kantatenorchester.

Mannheimer Morgen, 08.10.2019, Sibylle Dornseiff

Mannheimer Freilichtbühne denkt über Dach nach

Kultur – „Seebühnenzauber“ und Ensemble der Gartenstadt ziehen Bilanz zur Sommersaison / Probleme mit Hitze und Regen

Brennt die Sonne oder schüttet es? Der bange Blick nach oben in den Himmel – er hat die jetzt beendete Saison für die beiden großen Open-Air-Theater geprägt. Beim „Seebühnenzauber“ im Luisenpark ist daher die Auslastung gesunken. Die Freilichtbühne in der Gartenstadt meldet zwar eine leicht gestiegene Besucherzahl, denkt aber über eine Überdachung der Zuschauerreihen nach. Beim „Seebühnenzauber“ sank die Auslastung, in den vergangenen Jahren, meist mit 80 bis 90 Prozent angegeben, auf rund 75 Prozent. Eine Gesamtbesucherzahl wurde nicht genannt. Ausverkauft sei leider keine der Veranstaltungen gewesen, lediglich bei Chako Habekost wurden die Tickets knapp. „Es lagen diesmal alle Termine in den Sommerferien, oft gab es Hitze oder Gewitter. Aber wir hatten immer super Stimmung“, so Renate Fernando, die Marketingchefin der Stadtparks. Und so wie Habekost („Ein wunderschöner, magischer, ganz besonderer Ort mit der weltbesten Stimmung“) loben immer wieder viele Künstler und Zuschauer die Atmosphäre der Bühne im Kutzerweiher. […]

Zufrieden ist man auf der Freilichtbühne in der Gartenstadt, lag die Zuschauerzahl doch mit 13 014 etwas höher als die 12 570 Besucher im Vorjahr. „Viel Lärm um Nichts“ sahen bei 13 Vorstellungen 5656 Gäste und die „Kleine Hexe“ bei zehn Nachmittagen 7358 Zuschauer. „Dass die Abenteuer der kleinen Hexe ihr Publikum finden würde, war allgemein erwartet worden,“ so Vorsitzender Holger Ohm. An der „zumeist ausverkauften Sommersaison“ habe aber Shakespeares „Viel Lärm um Nichts“ auch einen „erheblichen Anteil, und das hatte man in dieser Form nicht unbedingt erwartet“, freut er sich: „Die Reaktion der Zuschauer lässt keinen Zweifel aufkommen, Titel und Inszenierung kamen bestens an“, so Ohm. Allerdings sei die Saison „von brütender Hitze bis zu unwetterartigem Gewittern“ geprägt worden. Eine Vorstellung musste daher ganz abgesagt, eine Aufführung wegen Gewitter und Starkregen abgebrochen werden. „Die Eintrittskarten konnten natürlich zurückgegeben oder umgetauscht werden, aber das bedeutet dann immer 7000 bis 10 000 Euro Verlust für uns“, so der Vorsitzende.

Einige Aktive hätten daher wieder das Thema „Überdachung“ aus der Schublade gezogen, das seit den 1960er-Jahren kontrovers diskutiert werde, und Besucher hätten Sonnensegel gefordert. „Neu ist der Aspekt Sonnenschutz. Waren bislang Schlechtwetterphasen gefürchtet, so müssen wir heute auch überlegen, ab welchen Hitze-Temperaturen der Betrieb um der Sicherheit Willen nicht mehr zu vertreten ist“, so Ohm. Zwar könne die Freilichtbühne eine solche Investition „aktuell nicht finanzieren, denn wir müssen erst mal eine Probehalle für 500 000 Euro bauen“, so Ohm: „Aber wir prüfen, ob wir das in unseren Masterplan für die Zukunft nehmen“, sagte er. Aufklärung erhofft sich der Vorstand von der Zuschauer-Umfrage. Ergebnisse werden im Spätjahr erwartet.

Mannheimer Morgen, 27.08.2019, pwr

Freilichtbühne beendet erfolgreiche Sommersaison

Von brütender Hitze bis zu unwetterartigem Gewitter – Das Sommerspiele-Jahr 2019 hielt für Aktive wie Besucher der Freilichtbühne Mannheim das gesamte Wetter-Repertoire bereit. Dass die Abenteuer der kleinen Hexe ihr Publikum finden würde, war allgemein erwartet worden, und tatsächlich blicken die allesamt ehrenamtlich Aktiven des Amateurtheatervereins auf eine zumeist ausverkaufte Sommersaison zurück. An den rund 14.000 Gästen aber hatte auch Shakespeares „Viel Lärm Um Nichts“ erheblichen Anteil, und das hatte man in dieser Form nicht unbedingt erwartet. Die Reaktion der Zuschauer lässt indes keinen Zweifel aufkommen, Titel und Inszenierung kamen bestens an. Nur ein einziges Mal musste eine Vorstellung abgebrochen werden, Gewitter und Starkregen machten eine Fortsetzung unmöglich. Die Eintrittskarten konnten natürlich zurückgegeben oder umgetauscht werden, die „Regengutscheine“ behalten auch bis ins kommende Jahr ihre Gültigkeit. Natürlich wurde wieder das Thema „Überdachung“ aus der Schublade gezogen, neu an der seit den 60er-Jahren kontrovers geführten Diskussion der Aspekt Sonnenschutz. Waren bislang Schlechtwetterphasen gefürchtet, so müssen die Verantwortlichen heute auch überlegen, ab welchen Hitze-Temperaturen der Betrieb um der Sicherheit Willen nicht mehr zu vertreten ist. Aufklärung erhofft sich der Vorstand auch von der unter den Zuschauern durchgeführten Umfrage. Darin wurden auch alternative Anfangszeiten vorgestellt, Ergebnisse der Umfrage werden im Spätjahr erwartet. Ganz sicher aber wird man dem Ansinnen eines Anwohners nicht Rechnung tragen können, mit dem ernsthaft gefordert wurde, Teile des Parkgeländes um das Amateurtheater in eine Tiefgarage zu verwandeln. Als Erfolgsgeschichte kann inzwischen auch der Wechsel von der Gaststätten-Verpachtung zum Eigenbetrieb angesehen werden. Nur noch zu Veranstaltungszeiten wird öffentlich bewirtschaftet, die allesamt ehrenamtlich tätigen Mitglieder kümmern sich rührend um ihre Gäste und ernteten demgemäß großen Zuspruch der kleinen und großen Gäste.

Schon nach einer kurzen Verschnaufpause geht es an der Kirchwaldstraße weiter. Im Oktober hat „The Kings Speech“ im Zimmertheater (gleich hinter der Freilichtbühnen-Anlage) Premiere und im Dezember folgt als Weihnachtsproduktion „Rumpelstilzchen“. Zu beiden Stücken hat der Vorverkauf bereits begonnen. Aufgrund des begrenzten Platzangebots im Zimmertheater wird empfohlen, sich frühzeitig Karten zu sichern.

Stadtteil-Portal Mannheim, 15.08.2019, mhs / red

„Viel Lärm um Nichts“

Shakespeares meisterliche Komödie um Liebe und Intrigen begeistert das Publikum auf der Freilichtbühne Mannheim

Auch der Autor William Shakespeare, britischer Nationaldramatiker, meisterlicher Verseschmied und unnachahmlicher Schöpfer großer Tragödien und heiterer Komödien der Renaissancezeit, hätte wohl seine Freude an dem diesjährigen Sommerstück der Freilichtbühne Mannheim gehabt, so wie sich auch das Premierenpublikum beim Theater im Grünen wieder prächtig unterhalten hat.„Viel Lärm um Nichts“ – eine Komödie um Liebe und Intrigen, um Sein und Schein, quasi eine Soap-Opera des späten 16.Jahrhunderts, in einer tollen, spritzigen, modernen Inszenierung in Prosa (ganz ohne die gekonnten Reime des weltberühmten Engländers) von Cornelia Bundschuh – Shakespeare-Spezialistin, als Darstellerin und Regisseurin gleichermaßen erfahren, seit mehr als 30 Jahren auf der Freilichtbühne aktiv – wurde mit lang anhaltendem Beifall bedacht. Der galt besonders dem spielfreudigen Ensemble, dem es offensichtlich viel Spaß machte, Shakespeares Komödie voller Irrungen und Wirrungen wieder zum Leben zu erwecken.Unter den Gästen an diesem Frühsommerabend zum Beispiel auch Dirk Berger, der als Stadtprinz Dirk Il. von Cosmopolitanien in der vergangenen Kampagne das närrische Zepter schwang und selbst sehr erfolgreich „Rampenlicht“, eine Amateurtheatergruppe in Ketsch leitet. Auch Dekan Ralf Hartmann, Gabriele Katzmarek, MdB mit ihrem Gatten Wolfgang, der frischgebackene CDU-Stadtrat Chris Rihm und eine Reihe von karnevalistischen Freunden aus der Nachbarschaft (CCW und Löwenjäger) waren der Einladung gerne gefolgt.Braut am Traualtar Auch der Papa ist von seinem Töchterchen maßlos enttäuscht, wünscht ihr sogar den Tod, als sie ohnmächtig niedersinkt, denn sie hat Schande über die Familie gebracht. Drama pur, auch wenn für uns diese extremen Gefühlsschwankungen nicht ganz leicht nachzuvollziehen sind, vor allem, weil auch keiner der „Augenzeugen“ der scheinbaren Untreue die Beschuldigung hinterfragt. Es scheint so zu sein, also ist es so! Doch die „Guten“ (auch der Papa glaubt nun wieder an die Unschuld seiner Tochter) schmieden auf Anraten der Pastorin (Angelika Heu-er) nun auch einen Plan. Sie lassen Hero vor Kummer scheinbar sterben, gehen sogar zur Beerdigung, um Claudio die Folgen seines übereilten Handelns zu demonstrieren. Schließlich stellt sich Heros Unschuld heraus, als der betrunkene Borachio beim Geständnis seiner schändlichen Tat von zwei Wachmännern belauscht wird, die Leonatos Haus im Auftrags des Wachtmeisters Holzapfel (Michael Mendes kann mit seinen teilweise Die eigentlichen Protagonisten des Stückes, das nach einen erfolgreichen Feldzug auf dem Landsitz von Leonato ( der junggebliebene FLB-Routinier Harald Kremsreuter wieder ganz stark, feierte vor genau 40 Jahren seine erste Premiere), Gouverneur von Messina, spielt, sind zwei ganz unterschiedliche Liebespaare.Claudio (der erst 15jährige Bastian Bauer), ein junger Adliger aus Florenz im Gefolge von Don Pedro, Prinz von Aragon (Michael Goericke), verliebt sich in die bezaubernde Hero, Tochter des Gouverneurs (Jana Eicher) und sie wollen auch heiraten. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt (ganz besonders häufig bei Shakespeare). Don Juan, missratener Stiefbruder des Prinzen, herrlich böse und gemein von Felix Schultze verkörpert, schafft es mit Hilfe seines Gefolgsmannes Borachio (Michael Sinthern als Unsympathling) eine Intrige zu inszenieren, so dass es aussieht, als wäre die unschuldige Hero noch vor der Hochzeit untreu gewesen und Claudio verstößt deshalb seine vollkommen schockierte „Viel Lärm um Nichts“ Shakespeares meisterliche Komödie um Liebe und Intrigen begeistert das Publikum auf der Freilichtbühne Mannheimabsurden und widersinnigen Satz-konstruktionen und unsinnigen Begriffen zusammen mit seinem Unterwachtmeister Schlehwein die meisten Lacher verbuchen).Dem Happy End, wie es sich für eine Komödie gehört, steht also nichts mehr im Wege. Die Braut, die eigentlich deren nicht existierende Schwester sein sollte, steht plötzlich quicklebendig vor Clau-dio, der überglücklich ist und es kommt sogar zur Doppelhochzeit, denn auch das zweite Paar hat inzwischen nach vielen Irrungen und Wirrungen zueinander gefunden.Marco Hullmann (einmal mehr brillant, ein komödiantisches Naturtalent und ein grandioser Darsteller) als Lebemann und Kriegsheld Benedikt, überzeugter Junggeselle und Edelmann im Gefolge von Prinz Pedro, sorgt mit seinen amüsanten, ironischen und auch boshaften Wortduellen und Wortwitzen mit der attraktiven selbstbewussten Beatrice, Nichte von Leonato (Ramona Lisowski mit starken Gefühlen sehr überzeugend in ihrer ersten Hauptrolle). Beide fallen auf die gekonnte „Show“ ihrer Freunde, angeführt von Leonato, herein, die ihnen deutlich machen, dass sie eigentlich unsterblich ineinander verliebt sind (zwei der komischsten Szenen des Stückes, das ohnehin seine Highlights im 2.Akt hat, da ist action angesagt und die ganz großen Gefühle folgen). Vielleicht waren sie es ja schon immer, wollten es sich aber nicht eingestehen, denn es passierte so gar nicht zu ihrer sehr speziellen Selbstinszenierung. Wie heißt es doch so schön „Was sich liebt, das neckt sich!“ (auch wenn es schon ein sehr heftiges Necken war, bei dem so manches böse Wort gefallen ist)Am Ende gibt es auf jeden Fall nur strahlende Mienen, vor allem, als auch noch bekannt wird, dass der Schurke Don Juan bei seiner Flucht aus Messina verhaftet wurde. Ende gut, alles gut! Stürmischer Applaus für das Super-Ensemble, für alle Mitwirkenden vor und hinter den Kulissen und für die tolle Regisseurin Cornelia Bundschuh.Die Begrüßung hatten der 1.Vorsitzende Holger Ohm, Geschäftsführer Thomas Nauwartat-Schultze, die künstlerische Leiterin Sabine Valentin und Michael Geis, Vorsitzender des Fördervereins, übernommen, die sich über die tolle Resonanz, ein fast volles Haus freuen durften, die Dankes- und Schlussworte gehören Marco Hullmann, der auch Werbung macht für das diesjährige Sonntagsstück auf der Freilichtbühne, das Familienstück „Die kleine Hexe“ nach Otfried Preußler, unter der Regie von Dominik Kobel und Michael Knapp, das am 16.Juni umjubelte Premiere feierte. Machen Sie sich ein paar schöne Stunden bei Theater unter freiem Himmel, besuchen Sie die Freilicht-bühne Mannheim!

Gartenstadt-Journal, Juni 2019, DAugstein

Hexentreffen auf der Freilichtbühne

Am Rande der Premiere zum Kinderstück “Die Kleine Hexe” von Otfried Preußler auf der Freilichtbühne Mannheim in der Gartenstadt gab es eine Begegnung der ganz besonderen Art. Im Jahre 1986 wurde im Freilichttheater an der Kirchwaldstraße das Erfolgsstück zum ersten Mal inszeniert. Damals spielte Barbara Bechtold die kleine Hexe und wurde von den jungen Zuschauern damals regelrecht verehrt. Sieben Jahre später, 1993, stand die kleine Hexe wieder auf der Bühne, diesmal von Elke Kunkel nicht weniger erfolgreich dargestellt. Und 2019 geht das Amateurtheater im Norden Mannheims nun mit Bianca Valentin an den Start. Die drei Hauptdarstellerinnen trafen sich in der Pause der Premiere vor dem Hexenhaus und waren sich auf Anhieb einig, 33 Jahre sind für kleine Hexen überhaupt keine Zeit.

Metropoljournal, 19.06.19

Klassiker bei der Freilichtbühne

„Viel Lärm um Nichts“ und „Die kleine Hexe“

GARTENSTADT. Zwei Klassiker stehen in diesem Jahr auf dem Spielplan der Freilichtbühne in der Mannheimer Gartenstadt. Für die kleinen Besucher steht Otfried Preussler‘s „Kleine Hexe“ auf dem Spielplan. Den Premierenauftakt machte das Erwachsenenstück, nämlich Shakespeares „Viel Lärm um Nichts“. Die um 1599 geschriebene Komödie wurde von Frank Günther in eine moderne, aber gleichzeitig poetische Sprache übersetzt. Dabei darf auch gerne gelacht werden. Regie auf der Freilichtbühne führte Cornelia Bundschuh. Mehr als 20 Akteure stehen auf der großen Bühne bei dem in moderne Zeiten adaptierten Stück. Auf dem Landsitz von Gouverneur Leonato herrscht buntes Treiben. Der Besuch seines Freundes Don Pedro, der gerade erfolgreich eine Schlacht geschlagen hat, steht an. Zu Ehren des hohen Gastes gibt es ein Fest mit einem großen Festmahl. Der junge Gefolgsmann des Prinzen und Edelmann Claudio verliebt sich in Hero, die Tochter Leonatos, und bittet erfolgreich um deren Hand. Doch da ist auch noch ihre Cousine Beatrice, die eigentlich an allen Männern etwas auszusetzen hat. Die möchte die hohe Gesellschaft gerne mit dem Schürzenjäger Benedikt, der auf einem Motorrad auf die Bühne kommt, verkuppeln. Derweil ist für die Hochzeit von Hero und Claudio bereits alles vorbereitet. Hero wird am Arm ihres Vaters zum Altar geleitet, doch hier kommt es zum Eklat. Claudio bezeichnet sie als Hure und verweigert das Ja-Wort. Dahinter steckt Don Juan, der Halbbruder des Prinzen, der durch eine Intrige die Hochzeitspläne hintertrieben hat. Doch durch eine List gelingt es, die Übeltäter zu entlarven und die Wahrheit ans Licht zu bringen. Und selbstverständlich gibt es dann doch noch ein Happy End.Mehr möchten wir an dieser Stelle allerdings nicht verraten, denn das Stück läuft noch bis 9. August jeweils zu den Wochenenden auf der Freilichtbühne. Infos und Tickets sind unter Telefon 0621 7628100 oder E-Mail tickets@flbmannheim.de erhältlich.

Nordnachrichten Mannheim, Juni 2019, mhs

Gute Taten setzen sich durch

Premiere – 50 erwachsene und jugendliche Darsteller führen auf der Freilichtbühne in der Gartenstadt „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler auf

Erst 127 Jahre alt, also noch ganz feucht hinter den Ohren, aber ehrgeizig und wild entschlossen, endlich auch auf dem Blocksberg die Walpurgisnacht feiern zu dürfen: Das ist die kleine Hexe. Otfried Preußler hat sie 1957 erschaffen, um seinen Kindern in Gute-Nacht-Geschichten die Angst vor Hexen zu nehmen. Seit über 60 Jahren wird sie – übersetzt in 47 Sprachen – in aller Welt geliebt, sie ist ein Film- und Hörspielstar und steht zum dritten Mal nach 1986 und 1993 auf der Mannheimer Freilichtbühne.

50 erwachsene und jugendliche Darsteller hauchen dort, in der Gartenstadt, der Story pralles Leben ein und beantworten unter dem Riesenbeifall des Publikums letztendlich die Frage, weshalb es keine bösen Hexen mehr gibt.

Rabe Abraxas blickt zurück

Eigentlich wegen eines Missverständnisses. Denn was ist gut, was böse? Für die großen Hexen muss eine gute Hexe Böses anstellen. Beraten vom Raben Abraxas versteht die kleine Hexe unter gut aber tatsächlich gut und bemüht sich redlich, jeden Tag etwas Gutes zu tun. Doch sie wird von der Hexe Muhme Rumpumpel ausspioniert, die dem Hexenrat alles verrät. Der ist erbost, statt auf dem Blocksberg mitzutanzen, wird die kleine Hexe dazu verdammt, alles für das Fest vorzubereiten. Doch sie weiß sich zu helfen, nicht umsonst hat sie ein Jahr lang perfekt zaubern gelernt.

Dominik Kobel und Michael Graf haben eine auch für Erwachsene mitreißende und spannende Geschichte inszeniert, mit vielen Actionszenen, aber auch einigen Ruhepolen. Ihre allesamt gut beschäftigten Akteure leisten bei der Premiere Hervorragendes und sind immer präsent, egal ob in Haupt- oder Nebenrollen. Erzählt wird im ersten Teil in Rückblicken. Abraxas (sehr agil Astrid Nortmeyer) lässt ein ganzes Jahr Revue passieren, erinnert an all die guten Taten, die in bunten Bildern aus dem Dorfleben anschaulich werden. Da half die kleine Hexe (sympathisch, herzlich, gewitzt Bianca Valentin) den armen Holzweibern und dem Blumenmädchen, verwandelte den Förster in einen netten Menschen, ließ den Schnupfen des Maroni-Mannes verschwinden und rettete dem Ochsen Korbinian das Leben. Es gibt viel zu entdecken, weil auch das stumme Spiel aller Akteure stimmt. Herausragend dabei Muhme Rumpumpel (leidensfähig Marie-Claire Kieser), die viel ertragen muss.

Es raucht, blitzt und donnert

„Ist denn schon Schluss“, fragte der fast vierjährige Jakob bei seinem ersten Besuch auf der ausverkauften Freilichtbühne ganz enttäuscht in der Pause. Doch er kam danach noch einmal voll auf seine Kosten, staunte, wie es rauchte, blitzte, donnerte – und verfolgte furchtlos das lustvoll keifende, kreischende und wunderbar geschminkte Hexengeschwader.

„Am besten hat mir die große Hexe in schwarz gefallen“, lobte er die Oberhexe, in der eine völlig unkenntlich gemachte Christa Krieger ganz ohne schrille Töne auskommt und dennoch alle im Griff hat. Bis eben auf die kleine Hexe. „Ich gehe jetzt zu allen Stücken, auch im Winter“, hat die Freilichtbühne in Jakob einen neuen Stammgast gefunden.

Mannheimer Morgen, 17.06.2019, sd

Liebe, Hass, Intrigen tragen Geschichte

Schauspiel – Der Theaterklassiker „Viel Lärm um Nichts“ von William Shakespeare feiert Premiere auf der Mannheimer Freilichtbühne

Lustig ging es am Samstagabend auf der Freilichtbühne Mannheim zu: Dort feierte Cornelia Bundschuhs Inszenierung des Shakespeare-Werkes „Viel Lärm um nichts“ seine Premiere. Für die Regisseurin birgt dieses Stück besondere Herausforderungen. So besticht das Original vor allem durch seinen Wortwitz und seine schlüpfrigen Anspielungen. Dies auf Deutsch locker auf die Bühne zu bringen, ist nicht ganz einfach.

Das Stück selbst erzählt von Liebe und Intrigen. Zunächst kehren die Protagonisten Claudio (Bastian Bauer) und Benedikt (Marco Hullmann)von einem siegreichen Feldzug an der Seite des Prinzen Don Pedro (Michael Goericke) zurück, in dem sie dessen Bruder Don Juan (Felix Schultze) geschlagen haben. Leonato, der Gouverneur von Messina, lädt sie ein, für einen Monat zu bleiben. Kaum angekommen, verliebt sich Claudio in Hero (Jana Eichler), die Tochter Leonatos. Schon bald werden Pläne für eine Heirat geschmiedet. Zugleich liefert sich der überzeugte Junggeselle Benedikt verbale Scharmützel mit der scharfzüngigen Nichte Leonatos, Beatrice (Ramona Lisowski).

Um sich die Zeit bis zur Hochzeit zu vertreiben, schmieden Claudio, Hero, Leonato und Don Pedro einen Plan: Sie wollen die zwei Streitenden ebenfalls zu einem Paar machen. Durch eine List machen sie die beiden glauben, der jeweils andere sei in sie verliebt. Dieser Plan geht auch tatsächlich auf. Das Glück der Paare dauert jedoch nur kurz. Der im Krieg unterlegene Bruder Don Pedros, Don Juan sinnt auf Rache. Er inszeniert eine Liebesszene zwischen seinem Gefolgsmann Borachio und Heros Zofe in deren Zimmer. Gleichzeitig sorgt er dafür, dass Claudio dies durchs Fenster beobachtet.

Inszenierte Untreue

Sie halten die Zofe für Hero und diese für untreu. Um sich für den Betrug zu rächen, beschuldigt er sie tags darauf vor der Hochzeitsgesellschaft der Untreue. Überrumpelt von dieser Anklage fällt die Braut in Ohnmacht. Claudio und Don Pedro verlassen die Kirche in dem Glauben, sie sei aus Scham verstorben.

Leonato beschließt, die Illusion solange aufrechtzuerhalten, bis Heros Ehre wiederhergestellt ist. Dies gelingt, weil einige Nachtwächter Borachio belauscht und festgenommen haben. Claudio ist zutiefst beschämt und erklärt sich bereit, die Nichte Leonatos zu heiraten. Bei der Hochzeit stellt sich jedoch heraus, dass es sich bei der Braut um Hero handelt. Auch Beatrice und Benedikt beschließen, zu heiraten und so endet die Geschichte doch glücklich.

Die Inszenierung auf der Freilichtbühne betont vor allem die komischen Aspekte des Stücks und unterhielt die Zuschauer bestens. Die Schauspieler machen eine gute Figur. Besonders Harald Kremsreuter als Leonato sticht hier positiv heraus. Auch die schlagfertigen Dialoge zwischen Ramona Lisowski und Marco Hullmann machen Spaß. Die Handlung bleibt sehr eng an der Vorlage, wurde aber in eine fiktive Moderne versetzt. Wenn dann in Militäruniformen und Abendkleidern auftretende Protagonisten in der gewundenen Sprache des 16. Jahrhunderts daherreden, verstärkt das den komischen Charakter des Stücks noch. Für einige Lacher sorgte auch, dass die Nebenhandlung mit zwei tölpelhaften Gerichtsdienern ausgebaut wurde und diese ihre wirren Einlassungen mit hörbarem Mannheimer Zungenschlag vortrugen.

Mannheimer Morgen, 12.06.2019, Norman Wursthorn

„Viel Lärm um nichts“ auf Freilichtbühne

Schauspiel – Ensemble bereitet sich auf die neue Saison vor / Shakespeare-Stück feiert am 8. Juni Premiere, „Die kleine Hexe“ am 16. Juni

Auf der Mannheimer Freilichtbühne ist alles bereit für die neue Saison: Die Bühnenbilder stehen, die ersten Durchläufe haben begonnen, die Stimmung ist bei den mehr als hundert Mitwirkenden vor und hinter den Kulissen bestens. Rund 60 – davon 30 Kinder – spielen beim Stück „Die kleine Hexe“ mit, 30 sind es bei „Viel Lärm um nichts“ von William Shakespeare.

Mit der etwa 1599 geschrieben Komödie setzt die Amateurbühne aus der Gartenstadt ihre kleine Reihe fort, die mit „Shakespeares Wilde Weiber“ im vergangenen Herbst im Zimmertheater begann. Für Regisseurin Cornelia Bundschuh ist es bereits die dritte Inszenierung eines Klassikers aus der Feder des englischen Dichters. „Bei ‚Wie es euch gefällt‘ für das Zimmertheater ging es trotz historischer Kostüme spartanisch zu. Der ‚Sommernachtstraum‘ 2006 war ebenfalls in historischem Look, aber auch sehr opulent“, erinnert sie sich. Das neue Stück mit dem Originaltitel „Much ado about nothing“, in dem es aufgrund von Belauschen, Ausspionieren und falschen Interpretationen zu einer Kette von Missverständnissen kommt, spielt in einer fiktiven Moderne. „Als Bühnenbild nutzen wir den freien Raum. Ansonsten werden Orte und Szenen durch Möbel und Requisiten gekennzeichnet“, erläutert Bundschuh bei einem Pressegespräch einige offensichtliche Grundzüge ihrer Regie. Die Kostüme sind zeitlos-modern, geben aber auch Aufschlüsse über den Stand der Figuren und ihre komplizierten Beziehungen zueinander.

Viele sexuelle Anspielungen

Die Charaktere und ihre Motive herauszuarbeiten, dazu den Text zu interpretieren, war eine der großen Herausforderungen der langen Vorbereitung seit dem letzten Herbst. „,Viel Lärm um nichts‘ ist die einzige Shakespeare-Komödie, in der fast keine Verse vorkommen. Dennoch ist der Text nicht einfach, denn er strotzt vor sexuellen Anspielungen“, hat Bundschuh die Übersetzung von Frank Günther gewählt, die sich stark an der Originalsprache orientiert. „Die ist sehr deftig, nicht unbedingt jugendfrei. Was zweideutig klingt, ist auch so gemeint.“

Seit Januar arbeitet die Regisseurin mit ihrem Ensemble auch praktisch an den Charakteren. „Ich mag Schwarzweiß-Malerei nicht, ziehe Grautöne vor. Mir ist wichtig, dass alle Figuren gute und böse Seiten haben. Sie treffen von Anfang an viele falsche Entscheidungen, die auch in eine Tragödie hätten münden können“, erklärt sie.

Eine Tragödie konnte bei der Inszenierung von Otfried Preußlers „Die kleine Hexe“ gerade noch abgewendet werden. Denn vor sechs Wochen sprang die Hauptdarstellerin plötzlich ab. Doch die Regisseure Dominik Kobel und Michael Knapp besetzten innerhalb des Ensembles um und sind des Lobens voll für das Engagement der Neuen. Bianca Valentin übernahm die Titelrolle, Marie-Claire Kieser deren Part als Muhme Rumpumpel. „Ich war vorher die arrogante Wasserhexe, nun so richtig böse zu sein, macht viel mehr Spaß“, ist Kieser sehr zufrieden. Einen großen Effekt in Sachen Hexenverhalten hatte ein Workshop mit Eva Layer. „Seitdem sind wirklich Hexen auf der Bühne“, freut sich Knapp. „Man muss nicht dauernd darauf achten, dass man niemanden auf die Füße tritt“, schätzt auch Oberhexe Christa Krieger, dass sie und ihre Kolleginnen sich auf der Bühne alles erlauben dürfen.

Vor 26 Jahren wurde der Kinderbuchklassiker, in dem die kleine Hexe bei ihresgleichen um Anerkennung und die Zulassung zur Walpurgisnacht kämpft, letztmals auf der Freilichtbühne gespielt. „Wir mögen Geschichten, in denen man sich verlieren kann und die auch Werte vermitteln“, waren sich die Regisseure bei der Wahl des Familienstückes absolut einig. „Es geht ja vor allem um Freundschaft.“ Doch bis zum guten Ende passiert viel. „Der erste Akt mit seiner Rückblende lebt von Massenszenen und wunderschönen Bildern. Die Walpurgisnacht natürlich von der speziellen Hexenatmosphäre“, erklärt Co-Regisseur Kobel. „Die Hexenbesen sind übrigens allesamt Unikate, wurden von den Diakonie-Werkstätten auf der Vogelstang geschaffen. Zum Verkauf haben wir extra Kinderbesen anfertigen lassen.“

Mannheimer Morgen, 01.06.2019, sd

Drei Pinguine und die Sintflut

Schauspiel – Freilichtbühne gibt „An der Arche um Acht“

Wer ist Gott? Wo ist er? Wie sieht er aus? Warum lässt er schreckliche Dinge geschehen oder verursacht sie sogar selbst? Fragen, die sich schon Kinder stellen – und auf die Ulrich Hub in „An der Arche um Acht“ wunderbare Antworten findet. 2006 mit dem Deutschen Kindertheaterpreis ausgezeichnet, verfehlte der einstündige Zweiakter seine Wirkung auch nicht bei der Premiere im Zimmertheater der Mannheimer Freilichtbühne. Der Applaus war kräftig.

Nun sind Tricks gefragt

Immer wieder hörte man im Zuschauerraum kindliches Kichern, wenn die drei Pinguine um Kleinigkeiten streiten. Allzu bekanntes Gebaren in Kinderzimmern. Dem Einen ist langweilig, der Andere fühlt sich hinterhältig, der Dritte will schlichten. Doch als die Behauptung aufgestellt wird, Gott habe sich bei der Erschaffung der Pinguine vertan („wir sind Vögel, die nicht fliegen können und nach Fisch stinken“), geht der Zwist erst richtig los. Da verkündet die weiße Taube, dass Gott genug hat von permanenten Streitereien unter Menschen und Tieren und deshalb die Sintflut schickt. Für einen Neubeginn des Lebens darf aber jeweils ein Paar in die Arche. Nun ist guter Rat teuer. Was sollen die Drei mit nur zwei Tickets? Sie besinnen sich auf ihre Freundschaft, schaffen es auf die Arche und müssen sich allerlei Tricks einfallen lassen, um nicht aufzufliegen. Klar, dass während der langen Reise immer wieder die Frage nach Gott und seinem (oder ihrem?) Handeln aufkommt. Das Stück ist dicht und spannend, hat eine exzellente Dramaturgie, ist witzig, hintergründig.

Die Inszenierung von Thomas Nauwartat-Schultze nimmt diese Steilvorlagen nicht nur gekonnt auf, sondern lebt in eindrucksvollen Bühnenbildern und Kostümen auch von ihrer Körperlichkeit. Es wird gerauft, geprügelt, getanzt, aber auch geherzt. Dazu sind Manuel Schreiber, Bettina Robl und Bastian Bauer als Pinguine jederzeit höchst präsent, spielen – wie auch Simone Eisen als gehetzte, etwas schnippische und leicht vergessliche Taube – mit ganzem Körpereinsatz und mit der Sprache. Als Noah hat Andreas Nußbeck einen kurzen Einsatz. Allein die Lieder, zu denen Frank Moesner die Musik komponiert hat, kommen etwas zaghaft. Das liegt auch an einer veralteten Tontechnik. Doch mit etwas mehr Mut zur Lautstärke würden die Songs besser ankommen. Und wer erwartet schon, dass Pinguine schön singen können!

Mannheimer Morgen, 03.12.2018, sd