Pressespiegel

Spaßiger Spuk

 „HuiBuh–Das Schlossgespenst“ auf der Freilichtbühne Mannheim

Ich glaub’, ich seh’ Gespenster: Die Freilichtbühne Mannheim ist in eine gruselige Saisongestartet. Neben dem Musical „Dracula–das Grusical“ steht auch ein schaurig lustiges Familienstück auf dem Spielplan: „Hui Buh – Das Schlossgespenst“.
Direkt am Käfertaler Wald im Nordosten Mannheims gelegen, bietet die Freilichtbühne die perfekte Kulisse für die Geschichte, die vor mehr als 500 Jahren begonnen hat: an einem Freitag, den 13., des Jahres 1399. An diesem Tag eskaliert ein Kartenspiel zwischen Ritter Balduin (Thorsten Köster) und Ritter Adolar (Dominik Kobel) auf Schloss Burgeck. Balduin spielt falsch, gewinnt und will sich schon aus dem Staub machen–da fallen ihm die gezinkten Karten aus der Tasche, und es kommt zu einem Kampf mit seinem Gegenspieler. „Verflucht soll ich sein, wenn ich betrogen habe!“, ruft er, und dass der Blitz ihn auf der Stelle treffen solle was tatsächlich geschieht, begleitet von einem lauten Knall. Als einziges behördlich zugelassenes Schlossgespenstmit offizieller Spuklizenz lebt Ritter Balduin fortan als Hui Buh auf Schloss Burgeck. Und dieses Schloss hat das (in sämtlichen Gewerken) ehrenamtlich arbeitende Team der Freilichtbühne mit sehr viel Liebe zum Detail gebaut. Es gibt sehr viele Schauplätze, ständig kommt oder geht jemand durch eine der vielen Türen, und Hui Buh selbst schafft es sogar, durch Wände zu gehen–die Inszenierung hat das wunderbar gelöst. Die Produktion der Freilichtbühne Mannheim orientiert sich eng am auf der Hörspielserie von Eberhard Alexander-Burgh basierenden Film von 2006 mit Michael „Bully“ Herbig und Christoph Maria Herbst in den Hauptrollen. Für die Rechte habe mit Sony Entertainment verhandelt werden müssen, erzählt Geschäftsleiter Thomas Nauwartat-Schultze, der Regisseur und Musikalische Leiter des Musicals „Dracula“, das am Vorabend seine Premiere erlebt hat. Die Rolle von König Julius der 111., die Herbst im Film spielt, hat auf der Freilichtbühne Peter Ziesche übernommen. Mit viel Gepäck taucht er eines Tages auf Schloss Burgeck auf und ist gekommen, um zu bleiben. Denn der königliche Erstwohnsitz ist abgebrannt. Der mehrfach treffend als „Spinatwachtel“ bezeichneten und von Sabine Valentin wunderbar schrullig gespielten Leonora Gräfin zu Etepetete will der König einen Heiratsantrag machen. Beides passt Hui Buh nicht–und so versuchter, König Julius wieder loszuwerden. Der rächt sich, indem er, wieder von einem schönen pyrotechnischen Effekt begleitet, Hui Buhs Spuklizenz verbrennt. Weil er andererseits großes Interesse am Inhalt der geheimen Schatzkammer hat, sind beide aufeinander angewiesen… Diese Geschichte erzählt das knapp 30 Personen große Laienensemble, das mehrere Generationen vereint, mitreißend, kurzweilig und sehr, sehr lustig. Es gibt Witze, die sich aus der Vorlage ergeben, und solche, die aus dem Moment entstehen. „Darf ich darauf hinweisen, dass ich noch nie ein begabter Schauspieler war?“, fragt Markus Muth in der Rolle des Kastellan, die er tatsächlich ganz wunderbar ausfüllt, aber erst kurzfristig als krankheitsbedingter Ersatzmann übernommen hat. Dass er keine Schwierigkeiten mit dem Text hatte es liegt daran, dass er der Regisseur des Stückes ist und seit Monaten mit dem Ensemble gearbeitet hat. Knapp 800 Besucher der Premiere erleben also knapp eineinhalb Stunden Feuer und Rauch, Witz und leichten Grusel–und auch traurige Momente, in denen der kleine Tommy (Johannes Adelmann) von seinem verstorbenen Vater erzählt. Seine Mutter Konstanzia (Silvia Schönfelder) hat als Zofe alle Hände voll zu tun, so dass er meistens mit Marie (Charlotte Scherner) zusammen ist, der zu Besuch auf dem Schloss weilenden Nichte des Kastellans. Ihre Rolle gibt es in der filmischen Vorlage nicht–und überhaupt ist die Mannheimer Version von „Hui Buh“ alles andere als eine Kopie der abenteuerlichen Komödie, sondern durchaus noch witziger und–aber das liegt im Wesen des Theaters–viel näher dran an seinem Publikum.

Die Rheinpfalz, 10.06.2025, Nicole Sperk

Start der Spielzeit auf der Mannheimer Freilichtbühne: „Grusical“ zum Auftakt

Spielzeiteröffnung auf der Mannheimer Freilichtbühne: Mit „Dracula“, nach dem bekannten Roman von Bram Stoker, stand ein „Grusical“ auf dem Programm.

Mannheim. Wo lässt sich eine mystische Atmosphäre besser erschaffen als auf der Freilichtbühne Mannheim? Bereits vor über 100 Jahren wurde der Verein gegründet und bietet heutzutage etwa 400 Mitgliedern die Möglichkeit, die verschiedensten Stücke zu realisieren. Dominik Kobel, Erster Vorsitzender des Vereins, und Sabine Valentin, Künstlerische Leitung, betonen die große Unterstützung von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern.
Inmitten von Grün wurden die Zuschauer am vergangenen Samstag zur Premiere des Stückes „Dracula — das Grusical“ von Claus Martin, nach dem Roman von Bram Stoker, in das Reich des Grafen entführt. Trotz der ungewissen Wetterlage war das Theater gefüllt und ließ Menschen von Kenia und Kanada anreisen.

Unter der Leitung von Thomas Nauwartat-Schultze gelang es den beinahe 60 Ensemble-Mitgliedern, das Publikum mitzureißen und zwischen Komik und Mystik wandeln zu lassen. Vielversprechend empfing die Menschen bereits das aufwendige und überzeugende Bühnenbild, das mit Requisiten und technischen Hilfsmitteln zu unterschiedlichen Schauplätzen umfunktioniert wurde. Dass hinter dem Ensemble ein großartiges Team an Bühnenhelferinnen und -helfern steckt, wurde ebenfalls durch die zahlreichen, beeindruckenden Kostüme deutlich, die zur altertümlichen Atmosphäre beitrugen.
So wird im Bühnenstück von Claus Martin, der die Premiere mit seinem Besuch ehrte, den mysteriösen Umständen, die in Dr. Stewarts (Florian Wilhelm) Irrenanstalt aufgetreten sind, auf die Spur gegangen. Als „Showmaster“ liefert er dem Publikum eine mitreißende Performance. Die plötzlichen Wesensveränderungen einer von Pia Valentin sehr überzeugend gespielten Schwesternschülerin führen als Spuren zu dem ominösen Adligen, der sich als Graf Dracula entpuppt und seine Pläne mit allen Mitteln verwirklichen möchte. Andreas Schilder gelingt es auf beeindruckende Weise, die gefürchtete und zugleich anziehende Präsenz Draculas zu verkörpern.
Parallel träumt das Liebespaar Mina Murray und Jonathan Harker, gespielt von Lisa Bechtold und Philipp Valentin, von ihrer gemeinsamen Zukunft, während die Maklerin Mrs. Meredith Hawkins (Isabelle Köster) durch das Veranstalten eines Maskenballs die Gunst des Grafen erwerben möchte. Untermalt von ausgezeichneten musikalischen Einlagen sowie tänzerischen Performances, wird die Handlung mit dem einstweiligen Durchbrechen der vierten Wand zu einem Erlebnis. Unheimliche Szenen werden mit humoristischen Liedern wie „Adel ist geil“ aufgelockert. Auch die jüngsten Schauspieler tragen zur überzeugenden Wirkung des Stückes bei. An dieser Stelle hervorzuheben gilt es die besondere Leistung von Philipp Valentin, der drei Wochen vor der Premiere für die Rolle des Jonathan Harker einsprang und diese grandios füllte.
Ob es dem Vampirforscher Van Helsig, gespielt von Marco Hullmann, gelingt, dem Schrecken ein Ende zu bereiten, wird bis zum 1. August auf der Freilichtbühne gezeigt. Die Veranstaltung ist ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn künstlerische Seelen, kreative Köpfe und eifrige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter etwas bewegen wollen. Neben diesem Bühnenstück präsentiert die Freilichtbühne auch andere Werke.

Mannheimer Morgen, 10.06.2025, Annika Reinhardt

Dracula – ein schaurig-schönes Sommervergnügen

Mit dem schaurig-schönen Grusical „Dracula“ startete die Freilichtbühne Gartenstadt Anfang Juni schwungvoll in ihre Sommerspielzeit 2025. Ja, es wird auch gruselig und düster. Aber es darf auch herzlich gelacht werden. Und ja, Bram Stokers Idee des untoten Vampirs Grafen Dracula stand Pate bei diesem schaurig-schönen Horror-Spaß, das Anfang Juni auf der Freilichtbühne Mannheim seine Premiere feierte und der Vorstand des Freilichttheaters, Dominic Kobel, Thomas Nauwartat Schultze und Sabine Valentin damit die Sommerspielzeit 2025 eröffneten. Unter der Regie und musikalischen Leitung von Thomas Nauwartat-Schulze bot das Ensemble ein kurzweiliges, humorvoll-düsteres Spektakel, das das Publikum auf den vollbesetzten Rängen bestens unterhielt. Eingeführt wird die Handlung durch vier Kinder (Henry Eisen, Matilda und Jonathan Schilder, Bastian Valentin), die auf dem Flohmarkt ein altes Buch finden – ein gelungener Kunstgriff, der Jung und Alt abholt und direkt in das Geschehen katapultiert. Im beschaulichen Huntington wird der düstere Dracula von der geschäftstüchtigen Mrs. Hawkins (Isabelle Köster) als reicher Investor begrüßt – sie träumt dabei nicht nur vom großen Geschäft, sondern auch von einer adligen Verbindung. Unterstützt wird sie vom loyalen, bald jedoch seltsam verwandelten Mr. Renfield (Wolf-Lennart Arras), der in die Obhut von Dr. Sewart (Florian Wilhelm) und Oberschwester Janet (Cornelia Bundschuh) gegeben wird. Für Lachsalven sorgt hier der Song „Hurra, wir sind bescheuert“, gesungen von den charismatisch-überdrehten Insassen der Nervenheilanstalt. Währenddessen geraten Miss Lucy (Pia Valentin), brave Sittlichkeitsvereins-Aktivistin, und ihre Freundin Miss Mina (Lisa Bechtold) ins Visier des Vampirs. Minas Verlobter Jonathan Harker (Phillip Valentin, kurzfristig für Sebastian Kaufmann eingesprungen) setzt alles daran, sie zu retten. Mrs. Hawkings will sich weiterhin unbedingt diesen geheimnisumwitterten Grafen angeln und lädt zu einem Maskenball ein. Das Unheil nimmt seinen Lauf, als Graf Dracula sich in ein Bild der bezaubernden Mina verliebt und sich in den Kopf setzt, sie auf diesem Ball zu verführen und zu einem der seinen zu machen. Draculas Gespielinnen indes haben ihren eigenen Kopf und finden ihre eigenen Opfer wie beispielsweise die beiden etwas trotteligen Einbrecher Backe und Tommy (Christian Lange und Michael Knapp), die sich auf Beutefang in die alte Ruine verirrt haben oder auch Mrs. Ascot, bislang Pflegedienstleiterin in Dr. Sewarts Anstalt, ganz zum Missfallen ihres Herrn und Meisters. Auf dem Maskenball schließlich, wo sich alle Protagonisten eingefunden haben, wird Mina von den Avancen des mysteriösen Grafen in einen verhängnisvollen Bann gezogen.
Über 60 Akteure füllten zeitwillig gleichzeitig die Bühne, ein wahrer Augen- und Ohrenschmaus für alle Gäste, eine wahre Meisterleistung des Regisseurs und musikalischen Leiters, Thomas Nauwartat-Schulze, der am Ende des Stückes sein großes Dankeschön für die gelungene Aufführung erst einmal an „seine“ Akteure richtete. Chapeau! Nicht zu unterschätzen sind die Leistungen hinter den Kulissen, nicht zuletzt die Künstler/innen in der Maske, die insbesondere die Vampire so schaurig-schön wirken lassen. Aber auch die neuen Beleuchtungstürme sorgten für eine perfekt ausgeleuchtete stimmige Bühnenlandschaft in all ihren Facetten, deren Kosten in Höhe von 75.000 Euro dank der großen Spendenbereitschaft von Sponsoren und FLB-Freunde erst vor kurzem installiert werden konnten. Die Perfektion der Tontechnik erlaubte ein wundervolles Klangerlebnis bis in die hintersten Reihen. Großen Applaus erhielt auch Claus Martin, der Autor des Stückes, der gemeinsam mit Vertretern des Cantus-Verlags die Premiere verfolgte. Am Ende des Stücks bedankte sich Nauwartat-Schulze bei seinem gesamten Team – ein verdienter Moment nach 2,5 Stunden Musical-Vergnügen voller Gesang, Tanz, Drama und zum Schluß schließen die Kinder das magische Buch – doch bleibt die Frage: Endet eine Geschichte wirklich mit ihrem letzten Satz? Oder streifen auch heute noch herzlose Blutsauger unerkannt durch unsere Welt?

wochenblatt-reporter.de, 09.06.2025, Beate Tilg

„Hui Buh – das Schlossgespenst“ begeistert auf der Mannheimer Freilichtbühne

Saisonstart auf der Mannheimer Freilichtbühne: Die Premiere des Familienstücks „Hui Buh“ war ausverkauft und wurde viel beklatscht.

Gartenstadt. Auf der ausverkauften Freilichtbühne begeisterte das Familienstück „Hui Buh – das Schlossgespenst“ kleine und auch große Zuschauer restlos. Der Applaus am Ende wollte kaum enden, als sich alle Darsteller, und das waren über 30 Menschen, auf der Bühne versammelten und sich beim Publikum für die Begeisterung bedankten.
Aber nicht nur am Ende, schon während der Vorstellung gab es immer wieder Ovationen. Auf jeden Fall gab es kaum jemanden, der nicht zufrieden war, mit dem, was die Laienspielgruppe aufgeboten hatte. Dabei schlüpften einige Darsteller während des Stückes in bis zu fünf verschiedene Rollen, was vor allem von den vielen unsichtbaren Helfern hinter der Bühne einiges abverlangte. „Vor allem die Kostümschneider hatten viel Arbeit“, lobte denn auch der musikalische Leiter des Theaters, Thomas Nauwartat-Schulze.
Viel wurde auch im vergangenen Jahr neu gestaltet, wie etwa die Lichttechnik. Über 50 000 Euro waren allein in eine neue professionelle Ausleuchtung der Bühne investiert worden. Aber das mittlerweile in die Jahre gekommene Theater erfordert weitere Investitionen. So entspreche das Regiehaus nicht mehr heutigen Anforderungen, sagte Nauwartat-Schulze. Das müsse im nächsten Jahr renoviert werden. „Wenn jeder am Ende der Vorstellung 50 Cent in den Topf wirft, können wir auch das finanzieren“, so Nauwartat-Schulze.
In der grünen Idylle in der Gartenstadt kamen an diesem späten Nachmittag auch zum Teil überraschende Pyrotechnik zum Einsatz – sehr zur Freude der jungen Besucher. Und als das Stück zu Ende war, gingen nur die Wenigsten gleich nach Hause. Viele wollten noch ein Autogramm der Schauspieler mitnehmen, die sich rund um das Kassenhäuschen allen Fragen stellten. „Jetzt fällt mir ein großer Stein vom Herzen, weil ich weiß, dass ich mich jetzt abschminken kann“, sagte da ein Urgestein der Freilichtbühne – Christa Krieger. Sie spielte mit ihren 80 Jahren wie eh und je in verschiedenen Rollen gekonnt mit. Thorsten Köster als „Hui Buh“ bedankte sich bei den eigenen Familien. Seit Oktober hatten sie angefangen zu proben. Da habe das Familienleben unter dem großen Zeitaufwand doch manchmal gelitten.

Ein kleines Kind konnte den Beginn des Theaterstücks, der sich durch einen Gong ankündigte, kaum erwarten „Wann kommen die denn“ wollte die Kleine von ihrer Mutter wissen. Ein beruhigenden „gleich“ half da nicht wirklich. Endlich startete das Stück. Nach nur wenigen Minuten erschütterte ein durchdringender Blitz und ein lauter Knall die Bühne. Hui Buh war getroffen worden. Und wurde zum Gespenst. „Das hat mich ganz schön erschreckt“, meinte die achtjährige Greta. Weiter erzählte sie. „Ich finde das sehr schön. Aber ich habe das schon einmal im Fernsehen gesehen“, wusste sie. „Ich finde Theater einfach sehr schön“ stellte sie fest.
Auch Magdalena (5) und ihr Bruder Jonathan (8) fanden, dass das Theaterstück „sehr schön, manchmal sogar gruselig“ war. Ritter Balduin befindet sich im Jahr 1399 auf Schloss Burgeck und versucht, dort, sein Vermögen durch Glücksspiel zu vermehren. Als sein Gegenspieler Adolar bemerkt, dass Balduin falsch spielt, kommt es zu einem Kampf zwischen den Rittern, in dessen Verlauf Balduin von Ritter Adolar derart in die Mangel genommen wird, dass er laut ruft: „Verflucht soll ich sein, wenn ich betrogen habe. Der Blitz soll mich auf der Stelle treffen.“ Diese Worte erfüllen sich sofort: Balduin wird plötzlich von einem Blitz getroffen – er wird zum Gespenst Hui Buh (Thorsten Köster). Vor Schreck taumelt Ritter Adolar (Dominik Kobel) zurück und fällt durchs Fenster in den Burggraben.
500 Jahre später ist Hui Buh das einzige behördlich zugelassene Gespenst auf Schloss Burgeck. Zusammen mit dem Kastellan (die Rolle hatte Regisseur Markus Muth übernommen) führt er ein beschauliches Leben, bis eines Tages König Julius der 111. (Peter Ziesche) das Schloss bezieht, weil sein Heimatschloss abgebrannt ist. Er möchte auf Burgeck die Verlobung mit Leonora Gräfin zu Etepetete (Sabine Valentin) feiern. Hui Buh versucht, Julius aus dem Schloss zu ekeln, bezahlt aber damit, dass Julius seine Geisterlizenz verbrennt, ohne die er kein „behördlich zugelassenes Gespenst“ mehr ist.
Dadurch werden ihm seine Geisterfähigkeiten geraubt. Um eine neue Lizenz zu erwerben, muss Hui Buh erneut die Geisterprüfung ablegen. Er kann jedoch die Prüfungsfragen nicht beantworten. Aber Julius kennt die Antworten. Daher beschließen sie, zusammen in die Geisterstadt zu gehen und die Prüfung abzulegen. Sie werden jedoch enttarnt und müssen fliehen. Daalor, der Vertreter der Geisterbehörde, ist in Wahrheit Adolar, der mit Gräfin Leonora gemeinsame Sache macht.
Beide wollen das Schloss in ihren Besitz bringen, das ihnen Balduin durch sein Falschspiel genommen hat. Inzwischen hat die Geisterbehörde von der Verschwörung zwischen Adolar und Gräfin Leonora erfahren, sodass die Wachen um Major Servatius Sebaldus (Michael Goericke) Adolar und Leonora, die inzwischen ein Geist ist, im Schloss Burgeck festnehmen. Durch den Major erhält Hui Buh seine Geisterlizenz zurück. Schließlich heiraten König Julius und die Zofe Konstanzia (Silvia Schönfelder). Es kommt, wie es kommen muss: Am Ende gibt es für alle das viel bejubelte Happy End.

Mannheimer Morgen, 10.06.2025, Bernhard Haas

Welche Premieren auf der Freilichtbühne in Mannheim-Gartenstadt auf dem Programm stehen

Sie ist eine Institution im Mannheimer Stadtteil Gartenstadt und hat viele Fans im weiten Umkreis. Beim Tag der offenen Tür präsentierte die Freilichtbühne, was sie im Sommer alles vorhat.

Gartenstadt. Die Saison startet an der Kirchwaldstraße gleich mit zwei Premieren: Im Hinblick auf die bevorstehenden Sommermonate zeigt sich Erster Vorsitzender Dominik Kobel von der Freilichtbühne, der seit dreieinhalb Jahren im Amt ist, deshalb voller Vorfreude und Tatendrang. „Unser Sommer wird schaurig!“, betonte Kobel in Bezug auf die beiden gruselig-lustigen Theaterstücke „Dracula – Das Grusical“ und „Hui Buh, das Schlossgespenst“, die auf der Freilichtbühne am Pfingstwochenende, Samstag, 7. Juni, und Sonntag, 8. Juni, Premiere feiern werden.

Zuvor fand nun der Tag der offenen Tür statt, an dem das Ensemble die Pforten aufsperrte, um an der frischen Luft einige szenische Ausschnitte aus „Dracula“ und „Hui Buh“ aufzuführen. Auf der Bühne trommelten außerdem die Karlstern-Hexen, der Chor Art-im-Takt erhob die Stimmen und das Gesangsduo Jeannette Friedrich und Bernd Nauwartat interpretierte Lieder von Udo Jürgens und Caterina Valente.

Wenn man bedenkt, dass es sich beim Freilichtbühnen-Verein in der Gartenstadt, der sein kostenintensives und zeitaufwendiges Handeln als gemeinnütziger Verein, der gegenwärtig über 400 Mitglieder zählt, aus dem Ehrenamt heraus abruft, muss man der engagierten Truppe um Vorstand Dominik Kobel lobende Anerkennung zum Ausdruck bringen.

In der Kirchwaldstraße kümmert sich der Verein um ein idyllisch grünes Gelände, auf dem die beiden Spielstätten Freilichtbühne und Zimmertheater nebeneinanderstehen. „Das ist unser Ausgleich zum Beruf. In der Woche finden zwei bis drei Proben statt“, versicherte Erster Vorsitzender Dominik Kobel, der 43 Jahre alt ist und beruflich als Betriebsleiter im Secondhand-Kaufhaus Fairkauf auf dem Waldhof arbeitet.

Zahlreiche Besucher beim Tag der offenen Tür trotz wolkenverhangenen Himmels

Obwohl der Tag der offenen Tür auf dem weitläufigen Gelände der Freilichtbühne unter einem wolkenverhangenen Himmel stattfand, aus dem hin und wieder leichter Sprühregen herabfiel, fanden sich zahlreiche Besucher ein, um ein buntes Unterhaltungsprogramm zu genießen und hinter die Kulissen der ambitionierten Kulturstätte zu schauen.

Im Eingangsbereich durften sich alle Kinder auf einer Spielstraße, die sich gestalterisch an die bei Heranwachsenden beliebte Fantasy-Filmreihe „Monster High“ anlehnte und über die sich regelmäßig weißer Shownebel wie aus einem Gruselfilm legte, bei Dosenwerfen, Sackhüpfen und Bowling austoben.

„Es darf nicht zu gruselig sein, wegen der Kinder“, erklärten die beiden Standbetreuerinnen Alena Blum und Linette Kara, zwei 14-jährige Mitglieder der Jugendgruppe der Freilichtbühne. Denn Alena und Linette, die als Nachwuchskräfte für das Theater brennen, sind von Spielfreude erfüllt. „Wir spielen im Winter in dem Stück ‚Die Schneekönigin‘ als Räuber in Nebenrollen mit“, erläuterte Alena Blum. Das Märchen „Die Schneekönigin“ von Hans-Christian Andersen wird am Sonntag, 30. November, im Zimmertheater seine Uraufführung erleben.

Am Tag der offenen Tür stimmten Sängerin Jeannette Friedrich und Sänger Bernd Nauwartat auf der imposanten Open-Air-Bühne viele Klassiker des Schlagers an, zum Beispiel „Spiel noch einmal für mich, Habanero“ von Caterina Valente, „Die kleine Kneipe“ von Peter Alexander und „Ein Lied kann eine Brücke sein“ von Joy Fleming.

Im Requisitenlager stapeln sich die unterschiedlichsten Bühnen-Gegenstände

Im Requisitenlager unter Leitung von Wera Wörner und Martina Stahl stapeln sich die unterschiedlichsten und flexibel einsetzbaren Gegenstände. Eben alle möglichen Sachen, die zur Ausstattung eines Theaterstücks dienen können, um die aufgeführte Handlung wirklichkeitsnah zum Leben zu erwecken. „Es ist ein Sammeln. Es wird sortiert und verwahrt. Dafür gehen wir auf Flohmärkte. Manchmal bekommen wir Sachen gespendet“, erklärte Requisiteurin Wera Wörner.

Den benachbarten Kostümfundus verwalten Monika Kaufmann und Bärbel Steegmüller. Mit handwerklichem Geschick gesegnete Helfer, die liebevoll „Holzwürmer“ genannt werden, bauen in der Werkstatt mit Säge und Hammer die wuchtigen Kulissen zusammen. Wie entsteht das Programm für eine Spielzeit von Freilichtbühne und Zimmertheater? „Wir besprechen das mit den Spielleitern und Regisseuren“, gewährte Erster Vorsitzender Dominik Kobel einen Einblick.

Die Ehrenvorsitzende der Freilichtbühne, Christa Krieger, feierte kürzlich ihren 80. Geburtstag

Jedes Jahr reicht eine Saison auf der Freilichtbühne von Pfingsten bis zum ersten August-Wochenende. In der für Familien geeigneten Reihe „Träumen unter Bäumen“ erzählt Ehrenvorsitzende Christa Krieger an drei Donnerstagen im August nachmittags bei freiem Eintritt zauberhafte Märchen auf dem Freilichtbühnengelände. Vor wenigen Wochen feierte die mehrfach ausgezeichnete Ehrenvorsitzende Christa Krieger, die treusorgende Seele der Freilichtbühne, ihren runden 80. Geburtstag.

„Im Spätjahr im Oktober geht es dann wieder ins Zimmertheater“, sagte Vorsitzender Dominik Kobel, in dessen Verein sich fast 30 Theaterregisseure befinden. Hinter dem 1913 gegründeten Freilichtbühnen-Verein steht seit 1991 ein Förderverein, der mit Sonderveranstaltungen nützliche Gelder für die Kulturstätte einnimmt. An der Kasse kann man eine farbenfrohe Chronik mit dem Titel „100 Jahre Freilichtbühne/Dramatischer Club“ für fünf Euro erwerben.

Mannheimer Morgen,02.06.2025, Christian Hoffmann

Tote Frauen trinken nicht

Premiere im Zimmertheater der Freilichtbühne

Alles könnte so schön sein – Ein neuer Job und eine eigene möblierte Bude in Mannheim-Gartenstadt. Sabine Pahlke (Agnetha Rauch) ist überglücklich. Würde da nicht eine andere junge Frau auftauchen, die sich als Pia Freitag (Mia Lelia Franz) vorstellt und felsenfest behauptet, das sei ihre Wohnung und ihre Möbel. Und wäre da nicht Sabines herrische Mutter Ingrid Pahlke (Henrike Haase), die sich, immer im Schlepptau Tante Heide (Veronika Ludwig), penetrant in Sabines neues Leben einmischt, Sabine herumkommandiert und diese permanent schlechtmacht. Und dann taucht da noch die anfangs reservierte, aber überaus nette Vermieterin Heike Sahlfeld (Ute Zuber) auf, die sich auch keinen Reim auf diese unheimlichen Vorgänge in ihrer Wohnung machen kann. Irritiert stellt Sabine fest, dass nur sie selbst Pia hören und sehen kann. Und Pia muss feststellen, dass sie eigentlich ein „Geist“ ist und gar nicht mehr hier sein dürfte. Und was für sie sogar noch schlimmer scheint, dass sie in diesem Wesenszustand leider keinen Alkohol mehr trinken kann. Trotz aller Verunsicherung freunden sich die beiden jungen Frauen an und Sabine lernt, mit Hilfe der kecken Pia, ihrer Mutter, die ihre Tochter wegen deren mutmaßlichen „Selbstgespräche“ am liebsten für verrückt erklären lassen würde, endlich die Stirn zu bieten und sich gegen deren verbalen Angriffe zur Wehr zu setzen. Ingrid, wie immer im Schlepptau Tante Heide, die keinem Likörchen oder Schnäpschen abgeneigt ist, engagiert kurzerhand zwei Geisterjägerinnen, Melanie und Sonja Geistreich (köstlich Claudia Bendig und Andrea Resch), die nach „Ghostbuster“-Manier dem Spuk ein Ende bereiten wollen, was natürlich misslingt. Erst als die Frauen entdecken, dass die rassige exotische Putzfrau Dunja Paslowski (Jelena Bruderuhs) den „Geist“ zumindest hören kann und sich auch nach eigenem Bekunden in der Durchführung von Geisterbeschwörung und Seancen versteht, eröffnet sich für Pia die Chance, ihr unbefriedigendes Leben in dieser Zwischenwelt zu beenden. Aber ob das wirklich gutgeht? Es sei an dieser Stelle nur noch so viel hinzugefügt, dass sich am Ende der Geschichte nicht nur Sabine „emanzipiert“. Eine wirklich liebevolle und amüsante Komödie des Zimmertheaters der Freilichtbühne Mannheim unter der Regie von Thomas Nauwartat-Schulze in zwei Akten, in guter Mannemarischer Manier erzählerisch umrahmt von Dunjas Putzfraukollegin Biggi Pomke (Angelika Lederer). Und dieses Mal, wie der Aufzählung der Darstellerinnen zu entnehmen ist, ist es ein reines Frauenstück, wäre da nicht … aber nein, es wird nichts verraten! Am Ende der überaus gelungenen Premiere überreichte Sabine Valentin jedem der Damen ein Blumensträußchen und auch Thomas Nauwartat-Schulze erhielt als verdientes Dankeschön einen sommerlichen Blumenstrauß. Leider sind alle Vorstellungen für das Abendstück des Zimmertheaters für das Jahr 2024 bereits ausgebucht. Aber am 1.Dezember (Termin gut vormerken!!) wird die Kartenreservierung für das Jahr 2025 für alle vorgesehenen Aufführungen des Zimmertheaters und der Freilichtbühne freigeschaltet und dann können Sie auch noch einmal Pia und Sabine bei ihrer ungewöhnlichen Freundschaft begleiten.

Wochenblatt, 16.10.2024, Beate Tilg

Freilichtbühne Mannheim: Ort voll lebendiger Geschichte und zauberhafter Atmosphäre

In der grünen Idylle von Mannheim-Gartenstadt entfaltet die Freilichtbühne ihren Zauber. Mit Geschichte, Leidenschaft, einem abwechslungsreichen Programm und einem engagierten, ehrenamtlichen Team begeistert sie ihr Publikum

Eingebettet in die grüne Idylle von Mannheim-Gartenstadt liegt die Freilichtbühne, ein Ort voller lebendiger Geschichte und zauberhafter Atmosphäre. Verwunschene Wege schlängeln sich durch eine üppige, schattige Landschaft, in der kunstvoll platzierte Skulpturen an vergangene Zeiten erinnern. Zwischen den Bäumen und Skulpturen streift eine Katze umher, die seit der Aufführung des „Gestiefelten Katers“ dort heimisch ist und an die vielen Abenteuer erinnert, die auf dieser Bühne zum Leben erweckt wurden. Die Freilichtbühne mit ihren rund 800 Sitzplätzen und das gemütliche Zimmertheater mit 83 Plätzen bieten ein abwechslungsreiches Programm für Zuschauer jeden Alters. Von Abendstücken über Familienvorstellungen bis hin zu zahlreichen Sonderveranstaltungen ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Theaterzauber zwischen Tradition und Leidenschaft

Thomas Nauwartat-Schultze ist das Herz und die Seele der Freilichtbühne Mannheim. Ursprünglich als Spieler gestartet, hat er sich zum Regisseur entwickelt und prägt das Theater heute als Geschäftsleiter, Vorstandsmitglied und Darsteller. Seine Philosophie lässt sich in zwei Worten zusammenfassen: „Einfach machen.“ Mit dieser Einstellung treibt er das Theater seit Jahren erfolgreich voran. Auf die Frage, warum er das alles macht, antwortet er schlicht: „Weil es das wert ist. Es ist auf so vielen Ebenen einfach gut.“ Wenn Mannheimer „Theater“ hören, denken sie automatisch an das Nationaltheater, obwohl die 1913 gegründete Freilichtbühne als zweitältestes Theater der Stadt eine ebenso lange und bedeutende Geschichte hat.
Ursprünglich als Schießstand im Wald genutzt, wurde sie zu einem kulturellen Treffpunkt. In den 70er und 80er Jahren geriet die Bühne in eine Krise, da Kino und Fernsehen die Zuschauer abzogen. Heute erstrahlt sie wieder als kultureller Leuchtturm, dank aktiver Social-Media-Präsenz und treuer Fans. Auch die Technik hat sich im Laufe der Zeit stark weiterentwickelt und umfasst nun Special Effects, Nebelmaschinen und Bühnenversenkungen. Das zahlt sich aus: Die Konzerte und Aufführungen sind fast immer ausgebucht, und man merkt kaum, dass keine Profis am Werk sind. Das abwechslungsreiche Programm wird von einer engagierten Gemeinschaft ehrenamtlicher Helfer realisiert.
Jedes Projekt ist besonders, selbst unter herausfordernden Bedingungen wie Regen oder extremer Hitze. Die kreative Regiearbeit, detailreiche Bühnenbauten, aufwendige Kostüme, Maske, Requisiten, Licht, Ton, Kartenverkauf und Verwaltung – alles wird mit Leidenschaft und ohne professionelle Ausbildung gemeistert. Hier zählen das Herzblut und die Freude der knapp 400 Mitglieder am gemeinsamen Schaffen. Jeder kann mitmachen, unabhängig vom Alter und ohne Vorkenntnisse. Bei Textschwierigkeiten gibt es kürzere Rollen oder Statistenaufgaben, die durch häufige Kostümwechsel oft anstrengender sind als die Hauptrollen, wie Nauwartat-Schultze lachend erzählt.
Die Zuschauer der Freilichtbühne kommen aus der gesamten Region Mannheim, Heidelberg und darüber hinaus. Das Theater ist ein Ort für alle und zieht Menschen aus verschiedenen Lebensbereichen an. Viele sind Stammgäste, die auch nach unbekannteren Stücken sofort wieder Tickets buchen. Vor jeder Aufführung wird gefragt, wer zum ersten Mal dabei ist, und die Zahlen variieren je nach Programm. Das Team muss sich oft unvorhersehbarem Wetter stellen, was zu Regenausfällen und Absagen führen kann.

Humorvolle Highlights und große Pläne für die Zukunft der Bühne

Trotzdem bleibt die Stimmung gut, und die meisten Besucher nehmen es mit Humor. Das vielfältige Programm bietet in diesem Jahr Highlights wie „Mord im Orientexpress“ von Agatha Christie, „Schlager lügen nicht“, bei dem auch gesungen und getanzt wird, und „Robin Hood,“ sowie viele weitere spannende Aufführungen. Besonders für Kinder ist das Live-Erlebnis wichtig. Am Kassenhaus fragen manche: „Wann geht der Film los?“ Und sind dann begeistert: „Da spielen ja echte Menschen, toll!“
Die Freilichtbühne hat große Pläne für die Zukunft, denn sie hat einen festen Platz in den Herzen der Menschen und bietet eine „kostenlose Therapie“ für alle, die mitmachen. Auch das Publikum schätzt die Aufführungen sehr. „Die Welt ist gerade nicht so schön. Ablenkung, Zeit zu lachen ohne Probleme – man geht gut nach Hause“, sagt Nauwartat-Schultze. Ist die Kultur am Aussterben? „Man darf nicht still sein, denn das würde Stillstand bedeuten“,fügt er hinzu.

Mannheimer Morgen, 15.08.2024, Karolin Jauernig

Art-im-Takt gibt klangvolles Jubiläumskonzert in der Gartenstadt

Der Bühnenchor der Freilichtbühne feiert seinen 20. Geburtstag mit Klassikern der Filmmusik. Chorleiter Thomas Nauwartat-Schultze kann auf gut 800 Proben zurückblicken und sucht zum Jubiläum weitere Sängerinnen und Sänger

„Wir feiern heute Geburtstag, sind 20 Jahre jung“, sang sich der Bühnenchor der Freilichtbühne Art-im-Takt selbst ein Ständchen und versprach frei nach der Melodie von „Mit 66 Jahren“ es sei „lange noch nicht Schluss“. Das Konzert im Gemeindesaal der Elisabethkirche war ein Heimspiel, überschwänglicher Applaus empfing die Sängerinnen und Sänger schon beim Einmarschieren und riss den ganzen Abend nicht ab.
„Es erfüllt mich mit großem Dank und Stolz“, blickte Leiter Thomas Nauwartat-Schultze zurück. „20 Jahre das waren 782 Dienstagsproben, 34 Probenwochenenden und 134 Einzelstimmproben“, zählte er auf. Der Chor habe bei vielen Produktionen der Freilichtbühne und des Zimmertheaters mitgewirkt, aber auch unabhängig von den Inszenierungen einige Konzerte gegeben. „Ich bin sehr glücklich, dass ihr immer neue Wege mit mir geht“, wandte er sich an die Sängerinnen und Sänger.
Viel Lob und Anerkennung kamen vom Vorstand der Freilichtbühne: „20 Jahre Gesänge und Klänge“, reimte Sabine Valentin in ihren Dankesworten. Zusammengekommen waren die Chormitglieder im Sommer 2004, als Nauwartat-Schultze Gesangstalente für das Musical „Dracula“ suchte. Zur Erinnerung daran ertönte das „Zuglied“. „Dreistimmig war damals eine große Herausforderung für uns“, erzählte der musikalische Leiter und fügte hinzu: „Heute singen wir vier- und fünfstimmig.“ Mit Klassikern der Filmmusik nahm der Chor die Zuschauerinnen und Zuschauer mit in die Welt von Zwergen, Vampiren und Hobbits. Die Streicher und Flöten des Heidelberger Kantatenorchesters verliehen dem Stück „Ewigkeit“ aus „Tanz der Vampire“ eine dramatische Note. Seit 2008 begleiten die Musikerinnen und Musikern den Chor bei allen wichtigen Auftritten.

Mix aus Mozart, Hobbit und König der Löwen dargeboten

Mozart kann auch poppig klingen – mit dem Finale aus dem gleichnamigen Musical ehrte der Chor den österreichischen Komponisten. Bei „Blunt the Knives“ aus der Hobbit-Triologie sah man das Saufgelage der Zwerge förmlich vor sich, eher melancholisch klang dagegen „Misty Mountains“. Die Rhythmustruppe unterlegte „Hörst du wie das Volk erklingt“ aus „Les Misérables“ mit schmissiger Marschmusik. „Der ewige Kreis“ aus dem Disneyfilm „Der König der Löwen“ berührte das Publikum sichtlich.
Trotz der Hitze im Saal klatschte und schnipste es zu „Trashin’ the Camp“ eifrig mit. Bei „Conquest of Paradise“ kam das harmonische Spiel von Pianistin Ryoko Aoyagi besonders gut zur Geltung. Nach den zarten Klängen ging es mit einem Medley lautstark in die Filmwelt des Spions James Bond.
Der Chor lebe nicht nur von Proben und Auftritten, erklärte Nauwartat-Schultze. Bei Grillfesten und Weihnachtsfeiern werde Geselligkeit großgeschrieben. Was könnte zum Jubiläum also besser passen als „Ein Freund, ein guter Freund“?
Mit „Vielen Dank für die Blumen“ verabschiedete sich der Chor von seinem Publikum, nicht ohne Werbung in eigener Sache zu machen. „Sie müssen keine Noten lesen können, sie dürfen nur ihren Nachbarn nicht rausbringen“, lud der Chorleiter zum Mitmachen ein.

Mannheimer Morgen, 26.07.2024, Astrid Schwörer

Partykracher und flinke Pfeile: Freilichtbühne mit zwei unterhaltsamen neuen Stücken

Eine gute Zeit soll das Publikum haben. Dafür sorgen rund 400 Macher auf und hinter der Mannheimer Freilichtbühne, die Kinder und Erwachsene in der Sommersaison mit zwei neuen Produktionen bestens unterhalten: mit einer Komödie mit 70er-Jahre-Songs und einem actionreichen Klassiker.

Es ist eine gute Tradition an der Mannheimer Freilichtbühne, Kindern und Erwachsenen jedes Jahr im Sommer ein auf sie gemünztes Stück in der Gartenstadt zu präsentieren. Seit 1950 finden die Vorstellungen inmitten einer schönen Parkanlage in der Gartenstadt statt. Gegründet wurde der Verein, der die Aktivitäten trägt, vor 111 Jahren auf dem Waldhof. Heute nehmen rund 400 Mitglieder auf und hinter der Bühne ehrenamtlich am Geschehen teil, bei dem es immer zutiefst familiär zugeht. Alle mit der Inszenierung verbundenen Arbeiten, von der Regie, Maske und Technik, bis hin zu Schauspiel und Kartenverkauf, werden von den Mitgliedern geleistet. . In diesem Jahr stehen bis zu vier Generationen auf der Bühne, die das Publikum gleich zwei Mal mit auf eine Zeitreise nehmen stehen: mit dem Klassiker „Robin Hood“ für Kinder und der Komödie „Schlager lügen nicht“ als abendfüllendes Stück für Erwachsene. Beide Premieren gingen am Wochenende über die Bühne und waren nahezu ausverkauft.

Familie Spengler gerät Schlagerszene

Am Samstag hob sich der Vorhang für die Komödie „Schlager lügen nicht“, die eine beschwingte Hommage an die 1970er-Jahre ist. Nicht weniger als 24 Mitwirkende spielten, tanzten und sangen sich durch den Plot, der das Flair eines Musicals atmete: eine bunte Scharade, die sich um die Irrungen und Wirrungen der Liebe dreht, von Anja Adelmann und Michael Knapp in Szene gesetzt, die dafür aus dem über die Jahre mit Kostümen und Requisiten prall gefüllten Fundus der Freilichtbühne schöpfen konnten. Ein gutes Jahr nahmen die Proben und Recherchen dafür in Anspruch. Entstanden ist die authentisch wirkende Renaissance einer Epoche, in welcher Schlaghosen, Plateauschuhe und schräge Frisuren zum guten Ton gehörten – mit der passenden Musik dazu, die heute Kultstatus hat. Das Publikum begleitet die Familie Spengler zwei Stunden lang auf ihrem persönlichen „Summer of Love“-Trip, der sie in die von Skandalen umwitterte Schlagerszene geraten lässt. Von ihrem heimischen Sofa aus, das vor einer Tapete mit psychedelischen Mustern steht, führt sie die Reise auf die der Deutschen liebsten Ferieninsel Mallorca, wo gerade die nächste Ausgabe der beliebten TV-Show „Schlagerparade“ produziert wird – begleitet von einem Soundtrack, den Roberto Blanco, Rudi Carrell, Henry Valentino und Co beisteuern.

Das Publikum singt und tanzt mit

Es waren an diesem Abend 19 Party-Kracher, die vom Ensemble auf der Bühne live gesungen und vom Publikum begeistert mit angestimmt und auch getanzt wurden. „Bei den Proben fühlten wir uns oft wie in die Zeit zurückversetzt, da wir als Teenager selbst mit unseren Eltern vor dem Fernseher gesessen haben“, erinnerte sich Anja Adelmann, deren Regie-Mitarbeit auch eine Premiere ist. Mit Blick auf die Auswahl des Stücks habe man sich bewusst für eine Produktion mit ganz viel Humor und Wohlfühlfaktor entschieden. „Das Publikum soll eine gute Zeit haben, nach Herzen lachen, singen und tanzen“, sagte ihr Regie-Kollege Michael Knapp. Das ist am Samstag gelungen.

Hauen und Stechen in der Gartenstadt

Am Sonntag hob sich der Vorhang für das aktuelle Familien-Stück, wobei noch einmal mehr als doppelt so viele Schauspieler als am Vorabend auf der Bühne standen. Zum Ensemble gehören etwa 30 Kinder und Jugendliche. Der Aufwand, den man hier getätigt hat, um den legendären Sherwood Forest in die Gartenstadt zu verpflanzen, ist beachtlich. Viel Wert wurde auch in diesem Fall auf Details gelegt, um die vielen Tanz-, Kampf- und Alltagsszenen im England des 12. Jahrhunderts darzustellen. Die Akteure lernten von ihren Coaches mit Pfeil und Bogen, Schwert und Stock umzugehen. So wurden das quirlige Treiben auf dem Marktplatz am Fuße der Burg, das Hauen und Stechen mit den tölpelhaften Schergen des schusseligen Sheriffs von Nottingham und das Spiel der Gaukler für das Auge des Betrachters farbenfroh in Szene gesetzt. Über 70 Kostüme wurden eigens angefertigt.

Inspiration aus alten Hollywood-Schinken

Die Szene verlagerte sich wiederholt auch vor die Bühne, wenn die Gefährten durch die Wälder streifen und in ihrem Versteck Feste feiern. Am Herzen liegt den Machern aber auch die Moral von der Geschichte. Dass Robin Hood dem Adel von Nottingham nur das nimmt, was den Armen zum Überleben fehlt, verleiht der Hauptfigur bis heute seinen Glanz. Für Schwächere einzutreten und das Gute zu kämpfen, das sind zeitlose Werte.
Für Sandra Mercatoris und Christoph Rohs ist die Entstehung des Sherwood Forest auf der Freilichtbühne ihre erste Regie-Arbeit. Mit ihrem Ensemble machten sie sich mit Begeisterung an die Umsetzung des Stoffs. „Einige von unseren jungen Schauspielern haben sich sogar die alten Hollywood-Filme angesehen, um sich auf ihre Rolle vorzubereiten“, sagte Sandra Mercatoris. Hat auch sie sich die Klassiker angesehen? „Nein“, erwiderte sie mit einem Lächeln. „Ich wollte unsere eigene Version der Geschichte auf die Bühne bringen und mich eben nicht beeinflussen lassen“. Auch das ist am Sonntag gelungen.

Die Rheinpfalz, 12.06.2024, Manfred Ofer

 

Familienstück der Freilichtbühne Mannheim: „Robin Hood“ begeistert Jung und Alt

Bei der Premiere hat das Familienstück der Freilichtbühne Mannheim, “Robin Hood”, kleine und große Zuschauer begeistert. Die Inszenierung, die bis in den August hinein aufgeführt wird, hat viele gut ausgearbeitete Höhepunkte

Prächtige Kostüme, Tanz, Gesang, Kämpfe und große Gefühle: Das Familienstück der Freilichtbühne Mannheim bietet in knapp zwei Stunden einmal mehr alles, was Theater für Kinder (und Erwachsene) leisten soll. Mit „Robin Hood“ haben Sandra Mercatorius und Christoph Rohs in ihrer ersten Regie für die Amateure aus der Gartenstadt eine beachtliche Inszenierung vorgelegt. Zwar ist der Text von Bernd Klaus Jerofke für Kinder etwas sperrig, aber die werden eher vom abwechslungsreichen Geschehen auf der Bühne gefesselt. Doch Sätze wie „Gerechtigkeit für die Armen“ oder „Kampf den Reichen“ verstehen auch sie. Schließlich haben sie ja gesehen, wie die Schergen des Sheriffs von Nottingham das Volk ausplündern.
Die Hintergrundinformationen zum „Rächer der Enterbten“, der „den Reichen nahm, um es den Armen zu geben“, werden durch die künstlerische FLB-Leiterin Sabine Valentin als mittelalterlich gekleidete Reporterin in Form eines Interviews geschickt eingefädelt. Dann nehmen 50 Mitwirkende im Alter von zwei bis über 70 Jahren das Heft in die Hand und entführen nach Nottingham, wo der hinterlistige Sheriff (Harald Kremsreuter), der harte Hund Lord Fairfax (Joachim Franz) und der habgierige Bischof von Canterbury (Isabelle Köster) die Abwesenheit des englischen Königs Richard Löwenherz nutzen, um sich selbst zu bereichern. „Wie kommen die den da rauf“, fragt sich eine Vierjährige beim Blick auf die linke Bühnenseite und die hoch aufragende Burg. Urkomisch die drei Trompeter, die dort mit dilettantischen Blas-Versuchen die Aufmerksamkeit auf die „Bösen“ lenken.
Die „Guten“, sprich die Outlaws um Little John (Peter Ziesche) und Bruder Tuck (Dirk Schlinke), hausen gegenüber im Sherwood Forest. Nicht alle sind begeistert, als plötzlich der Ausgestoßene Robin (souverän: Jannik Haas) auftaucht und schnell das Kommando übernimmt. Doch schließlich hat er Alana (sehr agil: Astrid Nortmeyer) befreit, als sie bei der verbotenen Hasenjagd von Soldaten gefangen wurde. „Die find’ ich schön“, kommentiert eine kleine Zuschauerin. Als dann auch noch die kämpferische, ebenfalls von Robin gerettete Lady Marian (Bianca Valentin) mit ihrer immer empörten Amme (Nadine Wettig-Paulus) im Lager eintrifft, findet sich auch der misstrauische Will Scarlett (Simon Paulus) mit den Neuen ab.

Viele gut herausgearbeitete Höhepunkte

Inmitten von Gut und Böse schwankt das Volk zwischen Freude und Leid, zwischen Lebenslust und Frust. Dabei hat jedes Mal die Kindergruppe der FLB große Auftritte. Die Jungs und Mädchen spielen ganz ohne Scheu. Auch große Gefühle haben ihren Platz. Dank des alten, blinden Dieners Duncan (Edgar Guschweski) erklären sich Robin und Lady Marian ihre Liebe, zudem werden Alana und Will ein Paar.
Es gibt viele, von der Regie gut herausgearbeitete Höhepunkte: der Überfall auf die Kutsche, der Bogenschießwettbewerb zwischen Robin und der Sheriff-Soldatin Wilma (Lilly Schubert) oder der mit Inbrunst geführte Kampf zwischen Outlaws und Soldaten. Den beendet erst der rechtzeitig zurückgekehrte König Richard (Michael Goericke), der von nun an für Recht und Ordnung sorgt.

Mannheimer Morgen, 10.06.2024, Sibylle Dornseiff