Pressespiegel
„Viel Lärm um nichts“ auf Freilichtbühne
Schauspiel – Ensemble bereitet sich auf die neue Saison vor / Shakespeare-Stück feiert am 8. Juni Premiere, „Die kleine Hexe“ am 16. Juni
Auf der Mannheimer Freilichtbühne ist alles bereit für die neue Saison: Die Bühnenbilder stehen, die ersten Durchläufe haben begonnen, die Stimmung ist bei den mehr als hundert Mitwirkenden vor und hinter den Kulissen bestens. Rund 60 – davon 30 Kinder – spielen beim Stück „Die kleine Hexe“ mit, 30 sind es bei „Viel Lärm um nichts“ von William Shakespeare.
Mit der etwa 1599 geschrieben Komödie setzt die Amateurbühne aus der Gartenstadt ihre kleine Reihe fort, die mit „Shakespeares Wilde Weiber“ im vergangenen Herbst im Zimmertheater begann. Für Regisseurin Cornelia Bundschuh ist es bereits die dritte Inszenierung eines Klassikers aus der Feder des englischen Dichters. „Bei ‚Wie es euch gefällt‘ für das Zimmertheater ging es trotz historischer Kostüme spartanisch zu. Der ‚Sommernachtstraum‘ 2006 war ebenfalls in historischem Look, aber auch sehr opulent“, erinnert sie sich. Das neue Stück mit dem Originaltitel „Much ado about nothing“, in dem es aufgrund von Belauschen, Ausspionieren und falschen Interpretationen zu einer Kette von Missverständnissen kommt, spielt in einer fiktiven Moderne. „Als Bühnenbild nutzen wir den freien Raum. Ansonsten werden Orte und Szenen durch Möbel und Requisiten gekennzeichnet“, erläutert Bundschuh bei einem Pressegespräch einige offensichtliche Grundzüge ihrer Regie. Die Kostüme sind zeitlos-modern, geben aber auch Aufschlüsse über den Stand der Figuren und ihre komplizierten Beziehungen zueinander.
Viele sexuelle Anspielungen
Die Charaktere und ihre Motive herauszuarbeiten, dazu den Text zu interpretieren, war eine der großen Herausforderungen der langen Vorbereitung seit dem letzten Herbst. „,Viel Lärm um nichts‘ ist die einzige Shakespeare-Komödie, in der fast keine Verse vorkommen. Dennoch ist der Text nicht einfach, denn er strotzt vor sexuellen Anspielungen“, hat Bundschuh die Übersetzung von Frank Günther gewählt, die sich stark an der Originalsprache orientiert. „Die ist sehr deftig, nicht unbedingt jugendfrei. Was zweideutig klingt, ist auch so gemeint.“
Seit Januar arbeitet die Regisseurin mit ihrem Ensemble auch praktisch an den Charakteren. „Ich mag Schwarzweiß-Malerei nicht, ziehe Grautöne vor. Mir ist wichtig, dass alle Figuren gute und böse Seiten haben. Sie treffen von Anfang an viele falsche Entscheidungen, die auch in eine Tragödie hätten münden können“, erklärt sie.
Eine Tragödie konnte bei der Inszenierung von Otfried Preußlers „Die kleine Hexe“ gerade noch abgewendet werden. Denn vor sechs Wochen sprang die Hauptdarstellerin plötzlich ab. Doch die Regisseure Dominik Kobel und Michael Knapp besetzten innerhalb des Ensembles um und sind des Lobens voll für das Engagement der Neuen. Bianca Valentin übernahm die Titelrolle, Marie-Claire Kieser deren Part als Muhme Rumpumpel. „Ich war vorher die arrogante Wasserhexe, nun so richtig böse zu sein, macht viel mehr Spaß“, ist Kieser sehr zufrieden. Einen großen Effekt in Sachen Hexenverhalten hatte ein Workshop mit Eva Layer. „Seitdem sind wirklich Hexen auf der Bühne“, freut sich Knapp. „Man muss nicht dauernd darauf achten, dass man niemanden auf die Füße tritt“, schätzt auch Oberhexe Christa Krieger, dass sie und ihre Kolleginnen sich auf der Bühne alles erlauben dürfen.
Vor 26 Jahren wurde der Kinderbuchklassiker, in dem die kleine Hexe bei ihresgleichen um Anerkennung und die Zulassung zur Walpurgisnacht kämpft, letztmals auf der Freilichtbühne gespielt. „Wir mögen Geschichten, in denen man sich verlieren kann und die auch Werte vermitteln“, waren sich die Regisseure bei der Wahl des Familienstückes absolut einig. „Es geht ja vor allem um Freundschaft.“ Doch bis zum guten Ende passiert viel. „Der erste Akt mit seiner Rückblende lebt von Massenszenen und wunderschönen Bildern. Die Walpurgisnacht natürlich von der speziellen Hexenatmosphäre“, erklärt Co-Regisseur Kobel. „Die Hexenbesen sind übrigens allesamt Unikate, wurden von den Diakonie-Werkstätten auf der Vogelstang geschaffen. Zum Verkauf haben wir extra Kinderbesen anfertigen lassen.“
Mannheimer Morgen, 01.06.2019, sd
Drei Pinguine und die Sintflut
Schauspiel – Freilichtbühne gibt „An der Arche um Acht“
Wer ist Gott? Wo ist er? Wie sieht er aus? Warum lässt er schreckliche Dinge geschehen oder verursacht sie sogar selbst? Fragen, die sich schon Kinder stellen – und auf die Ulrich Hub in „An der Arche um Acht“ wunderbare Antworten findet. 2006 mit dem Deutschen Kindertheaterpreis ausgezeichnet, verfehlte der einstündige Zweiakter seine Wirkung auch nicht bei der Premiere im Zimmertheater der Mannheimer Freilichtbühne. Der Applaus war kräftig.
Nun sind Tricks gefragt
Immer wieder hörte man im Zuschauerraum kindliches Kichern, wenn die drei Pinguine um Kleinigkeiten streiten. Allzu bekanntes Gebaren in Kinderzimmern. Dem Einen ist langweilig, der Andere fühlt sich hinterhältig, der Dritte will schlichten. Doch als die Behauptung aufgestellt wird, Gott habe sich bei der Erschaffung der Pinguine vertan („wir sind Vögel, die nicht fliegen können und nach Fisch stinken“), geht der Zwist erst richtig los. Da verkündet die weiße Taube, dass Gott genug hat von permanenten Streitereien unter Menschen und Tieren und deshalb die Sintflut schickt. Für einen Neubeginn des Lebens darf aber jeweils ein Paar in die Arche. Nun ist guter Rat teuer. Was sollen die Drei mit nur zwei Tickets? Sie besinnen sich auf ihre Freundschaft, schaffen es auf die Arche und müssen sich allerlei Tricks einfallen lassen, um nicht aufzufliegen. Klar, dass während der langen Reise immer wieder die Frage nach Gott und seinem (oder ihrem?) Handeln aufkommt. Das Stück ist dicht und spannend, hat eine exzellente Dramaturgie, ist witzig, hintergründig.
Die Inszenierung von Thomas Nauwartat-Schultze nimmt diese Steilvorlagen nicht nur gekonnt auf, sondern lebt in eindrucksvollen Bühnenbildern und Kostümen auch von ihrer Körperlichkeit. Es wird gerauft, geprügelt, getanzt, aber auch geherzt. Dazu sind Manuel Schreiber, Bettina Robl und Bastian Bauer als Pinguine jederzeit höchst präsent, spielen – wie auch Simone Eisen als gehetzte, etwas schnippische und leicht vergessliche Taube – mit ganzem Körpereinsatz und mit der Sprache. Als Noah hat Andreas Nußbeck einen kurzen Einsatz. Allein die Lieder, zu denen Frank Moesner die Musik komponiert hat, kommen etwas zaghaft. Das liegt auch an einer veralteten Tontechnik. Doch mit etwas mehr Mut zur Lautstärke würden die Songs besser ankommen. Und wer erwartet schon, dass Pinguine schön singen können!
Mannheimer Morgen, 03.12.2018, sd
Gänse treten ins Rampenlicht
Freilichtbühne baut in die Geschichte rund um den Heiligen St. Martin Haustiere ein
Mit neuer Geschichte leiteten die Darsteller der Freilichtbühne die St. Martinsfeier in der Gartenstadt ein. „Mein Papa Joachim Franz hat das Martinsspiel umgeschrieben und neue Figuren eingebaut“, berichtete die neunjährige Naomi. Das Mädchen schlüpfte dafür in die Verkleidung des kleinen Schweinchens. Gemeinsam mit der Wildgans, gespielt von ihrer älteren Schwester, Mia Lelia Franz, lauscht sie den Erzählungen der anderen gefiederten Freunde über den selbstlosen St. Martin. „Insgesamt sind mehr als ein Dutzend Schauspieler beteiligt“, erläuterte Miriam Dallinger. Seit vier Jahren spielt sie selbst schon in dem Ensemble mit. Deshalb sei sie überhaupt nicht mehr aufgeregt, verriet sie. „Dafür bin ich schon zu lange dabei“, präsentierte sich die Nachwuchsdarstellerin sehr selbstbewusst.
Im vergangenen Herbst hatten die Verantwortlichen immerhin 400 Zuschauer gezählt. Auch in diesem Jahr konnte sich die Schauspielertruppe über reichlich Publikum an der Kirchwaldstraße freuen. „Trotzdem haben wir nur vier Mal im Vorfeld der Veranstaltung geprobt“, unterstrich Mia Lelia Franz. Von Nervosität war bei Noah Bendig ebenfalls wenig zu spüren. Für den Neunjährigen war es erst der zweite Auftritt in seinem ersten Jahr an der Freilichtbühne Gartenstadt. Es mache aber riesig Spaß, bestätigte der Junge.
„St. Martin“ Bernhard Schönfelder zählt sich eher zu den Veteranen unter den Darstellern. „Schließlich bin ich schon viele Jahre im Ensemble aktiv“, berichtete er. Er sei über seine Kinder dazu gekommen. „Diese waren hier an der Freilichtbühne zuerst tätig und haben mich damals überzeugt mitzumachen“, erinnerte sich Schönfelder. Auch für „Gans“ Elisabeth Kraft-Dallinger war es keine Frage, in diesem Jahr wieder beim Martinsspiel mitzuwirken. „Da gibt es auch nicht so viel Text zu lernen“, hob sie hervor. In den übrigen Rollen standen Thorsten Köster und Simon Paulus als Soldaten parat. In der Rolle des Bettlers wirkte Achim Reineke, der im vergangenen Jahr seine Premiere gefeiert hatte.
Bläserensemble spielt
Isabell Köster und Hedwig Engmann agierten als Bäuerinnen ebenso souverän. Gänseküken Hendrik Köster war mit seinen acht Jahren jüngster Darsteller. Die Figur der reichen Mutter erweckte Christa Krieger zum Leben. Die Veranstaltung werde in Kooperation mit dem Jugendhaus Waldpforte und dem Bürgerverein Gartenstadt organisiert, berichtete die Ehrenvorsitzende der Freilichtbühne. „So warmes Wetter hatten wir allerdings noch nie“, erinnerte sie sich. Beim anschließenden Umzug setzte das Bläserensemble Blau Weiß Waldhof den musikalischen Rahmen für die Laternenträger. Auf dem Abenteuerspielplatz erwartete die Teilnehmer dann nicht nur eine kleine Stärkung, sondern auch ein hell leuchtendes Martinsfeuer. „Es ist doch wichtig, diese Tradition aufrecht zu erhalten“, resümierte Ehrenvorsitzende Christa Krieger. „Es ist gut für den Nachwuchs, zu wissen, warum er mit Laternen herumläuft“, betonte sie.
Auch im Stadtteil Schönau hatten die Verantwortlichen der Kultur-und Interessengemeinschaft ein Martinsfeuer organisiert, das Isabel Streich und Andrew Stösser entzünden durften. Verantwortlich für das Stapeln der Holzscheite waren Bubi Arndt und Andrea Eisenhaus. Eine Martinsreiterin vom Mampelhof sowie der Posaunenchor der evangelischen Schönaugemeinde hatten zuvor beim Umzug für entsprechende Stimmung unter den 200 Teilnehmern gesorgt. Wienerle mit Brötchen und Brezeln sowie Glühwein und Kaltgetränke garantierten eine entsprechende Stärkung.
Mannheimer Morgen, 14.11.2018, jba
Umjubelte Premiere im Zimmertheater der Freilichtbühne
„Shakespeares Wilde Weiber“- darstellerische Sternstunde und Ladypower pur
Gartenstadt-Waldhof Journal, Oktober 2018, D. Augstein
Viel mehr als Zickenkrieg
Theater – Freilichtbühne zeigt „Shakespeares wilde Weiber“
Kurzweilig und amüsant ist das Stück, mit dem die Freilichtbühne Mannheim die Saison im Zimmertheater eröffnete. Eigentlich unverständlich, weshalb „Shakespeares wilde Weiber“ so selten zu sehen sind. Die Inszenierung der Komödie mit Musik von Harald Helfrich, Isabella Leicht und Dorothee Jordan ist die erst dritte Aufführung dieser Shakespeare-Collage überhaupt – und die erste, so Regisseurin Christa Krieger, eines Amateurtheaters. Klar, das Stück ist anspruchsvoll. Nicht nur wegen der Songs (Einstudiert von Thomas Nauwartat-Schultze). Es verlangt auch drei richtig gute Frauen unterschiedlichen Typs, die ganz aus sich herausgehen.
Liebestoller Hamlet
Andrea (Susi Bechtold), Julia (Santina Rudolf) und Molly (Martina Stahl) glauben, zum Vorsprechen für „Lady Macbeth” eingeladen zu sein. Sie sind alle überzeugt, die richtige Besetzung zu sein und vertreiben sich die Wartezeit – außer mit Zickenkrieg – damit, Shakespeare-Szenen anzuspielen. Wobei sie, in Umkehrung der Gepflogenheit des 16. Jahrhunderts, auch männliche Rollen übernehmen. So wird Molly, die von ihrer Theater-Erfahrung zehrt, zu Romeo oder zum liebestollen Hamlet. In diesen Zustand wird er/sie durch Sexpüppchen Julia versetzt, die der Ophelia neue Züge verleiht und im Buhlen um den Prinzen die originale Ophelia von Andrea aussticht. Doch die Theaterwissenschaftlerin mit minimaler Bühnenerfahrung hat wenigstens die Chance, all das zu spielen, was „ich schon immer mal wollte.“
Kostüm-Versatzstücke und zweckentfremdete Requisiten machen den Wechsel von Realität zu Rolle nachvollziehbar, besonders gelingt dies Santina Rudolf. Wie bei der vom Mutterinstinkt getriebenen Molly und der spröden Andrea gibt es auch bei ihrer Julia einen Punkt, an dem ihre Fassade bröckelt. Mitten im Liebesgeplänkel mit Romeo bricht aus ihr heraus, weshalb Männer nur „Gelegenheiten auf Zeit“ sind. Doch die Frauen entwickeln auch Theorien über die „wirkliche“ Urheberschaft der Stücke. Christa Krieger und Regiekollege Dominik Kobel gelingt die Balance zwischen Leichtigkeit und Tiefgang, die Akteurinnen danken es mit starkem Spiel, die Zuschauer mit viel Applaus.
Mannheimer Morgen, 08.10.2018, sd
Den Dichter vom Podest holen
Schauspiel: Mannheimer Freilichbühne wagt mit „Shakespeares Wilden Weibern“ eine biestige Verballhornung
Mannheim.William Shakespeare war ein Vielschreiber, produzierte in 23 Jahren 38 Stücke. Andrea weiß sogar, wie viele Worte und Kommata er benutzte, kennt alle Rollen und kann einige Texte zitieren. Doch nun will die Theaterwissenschaftlerin auch selbst auf die Bühne, um die Lady Macbeth zu spielen. Beim Casting trifft sie auf zwei Konkurrentinnen, die ebenso überzeugt sind, die einzig richtige Besetzung zu sein.
Was das Fachwissen betrifft, können sie sich mit der „Klugscheißerin“ (Susi Bechtold) nicht messen, doch Molly, die „Mütterliche“ (Martina Stahl), ist immerhin Schauspielerin und Julia, die „Naive“ (Santina Rudolf), stand schon vor der Filmkamera. Streit und Zickenkrieg sind die Folgen, doch als die Drei merken, dass das Casting gar nicht wirklich stattfinden wird, verbünden sie sich: gegen den abwesenden Regisseur und auch gegen den alten William.
Denn je mehr sie sich mit Othello, König Lear, Romeo und Julia oder Hamlet beschäftigen, desto klarer wird ihnen das reduzierte Frauenbild des englischen Dramatikers aus dem 16. Jahrhundert. Das wollen sie ändern, entwickeln die tollsten Verbesserungstheorien und werden zu „Shakespeares Wilden Weibern.“
Das ist der Titel der Collage mit Liedern von Harald Helfrich, Isabella Leicht und Dorothee Jordan, mit der die Mannheimer Freilichtbühne am 6. Oktober, 20 Uhr, die Herbst- und Wintersaison im Zimmertheater eröffnet. Regie führen Christa Krieger und Dominik Kobel. Die Ehrenvorsitzende, die selten inszeniert, reizte das Stück. „Shakespeare wird Stufe für Stufe vom Podest geholt. Wenn man seine Werke in eine Kurzform bringt, dann handeln sie von Mord, Krieg und Totschlag. Es fließt viel Blut und am Ende gibt es jede Menge Tote“, hatte sie an der „munteren und turbulenten“ Verballhornung des Dichters ebenso viel Vergnügen wie ihre drei Darstellerinnen.
„Es ist keine Boulevardklamotte, sondern der Humor ist sperrig und biestig“, sagt Susi Bechtold. „Am Anfang war das nicht ganz leicht, aber jetzt macht es richtig Spaß.“ Sogar mit den vom Verlag vorgegebenen Liedern hat sich das Trio arrangiert. „Sie spiegeln die Lebenswelt der drei Frauen wider“, erläutert Thomas Nauwartat-Schultze, der die Songs einstudierte.
Mannheimer Morgen, 04.10.2018, sd
Bodenständige Anlehnung an William Shakespeare
Herbst- und Wintersaison Zimmertheater der Freilichtbühne zeigt Komödien mit Witz und Musik
Im Herbst und Winter wird im Zimmertheater der Freilichtbühne viel gelacht. Lustig und herzzerreißend ist das Weihnachtsstück „An der Arche um Acht“, viel bissiger Humor steckt in „Shakespeares Wilde Weiber“. Beide Komödien eint, dass in ihnen auch gesungen wird.
In der Shakespeare-Collage von Harald Helfrich, Isabella Leicht und Dorothee Jordan fühlen sich drei Frauen berufen, die Lady Macbeth zu spielen und die Konkurrentinnen jeweils auszustechen. Theaterwissenschaftlerin Andrea (Susi Bechtold) ist die Einzige der Drei, die die Stücke des englischen Dramatikers aus dem 16. Jahrhundert kennt, sie stand jedoch noch nie auf der Bühne. Anders dagegen Molly (Martina Stahl). Aber ihr Interesse gilt hauptsächlich ihrem Kind, weniger der Kunst. Keinerlei Ahnung von Klassikern hat Julia (Santina Rudolf), sie kennt nur Leonardo DiCaprio in der Rolle des Romeo. Dass das Casting nur eine Täuschung ist, merken die Drei schnell.
Immer wieder Zickenkrieg
Doch sie geben nicht auf. Und je mehr sie sich mit Shakespeares Stücken beschäftigen – immer wieder werden auch Originalpassagen zitiert –, desto klarer wird ihnen, dass „Willi“ seine Frauenfiguren im Grunde auf die Klugscheißerin, die Naive und die Mütterliche eingeschränkt hat. Das wollen sie ändern. Manchmal ziehen sie an einem Strang, doch es kommt auch immer wieder zum Zickenkrieg. „Stufe für Stufe wird Shakespeare vom Podest geholt und entmythologisiert“, sagt Regisseurin Christa Krieger, die „allein des Stückes wegen“ die Seiten gewechselt hat. Denn die Ehrenvorsitzende der Freilichtbühne sieht man sonst eher auf der Bühne. „Es war nicht ganz einfach, die drei Frauen zu finden. Aber es ist toll, wie sie sich entwickelt haben. Wir haben richtig viel Spaß“, freuen sich Krieger, ihr Regieassistent Dominik Kobel und ihr Trio auf den Premierenabend am Samstag, 6. Oktober. „Es war schwierig, ich weiß jetzt, dass ich nie einen Shakespeare in der alten Sprache spielen werde“, hat Susi Bechtold während der seit April dauernden Probenphase gelernt. „Aber das Stück ist es wert, sich reinzuknien. Denn es zeigt nicht nur die Verrücktheiten der Frauen, sondern lässt auch ihre Fassaden bröckeln, geht in die Tiefe ihrer Seelen“, ist sie sich mit Kollegin Martina Stahl einig.
Noch bis 1. Dezember hat das fünfköpfige Ensemble Zeit, mit dem Thomas Nauwartat-Schultze „An der Arche um Acht“ inszeniert. Das gleichnamige Kinderbuch von Ulrich Hub, das der Autor selbst dramatisierte und das 2006 den Deutschen Kindertheaterpreis erhielt, handelt von drei Pinguinen, die angesichts der Sintflut von der Friedenstaube nur zwei Tickets für die Arche erhalten haben. Aber sie wollen niemanden zurücklassen. „Es geht um Werte, um Freundschaft und um Glaube“, beschreibt Nauwartat-Schultze den Kern der witzigen, bewegungsintensiven Komödie, die ihn sofort gefangen nahm. „Simone Eisen, unsere Taube, hat es entdeckt, und ich wusste nach der ersten Seite, dass ich es machen wollte.“ Genauso erging es seinen Akteuren. „Ich wollte nach der Sommersaison pausieren, aber dann fiel jemand aus, und ich habe schnell zugesagt“, musste Bastian Bauer, der die Hauptrolle im Sommerstück „Der kleine Ritter Trenk“ spielte, nicht lange überlegen.
Auch Manuel Scheiber, der sein schauspielerisches Debüt gibt, war vom Textbuch überzeugt. „Es ist kindgerechtes Theater zum Lernen –nicht nur für Kinder.“ Weil sie singen kann und Mitglied in seinem Chor ist, stand Bettina Robl auf Nauwartats Wunsch-Besetzungsliste ganz oben. Denn in der Arche kommen vom Verlag verlangte Lieder vor. Die Musik dazu war eine Auftragsarbeit der Freilichtbühne an den Komponisten Frank Moesner.
Mannheimer Morgen, 01.10.2018, sd
„Ein Käfig voller Narren“ und „Der kleine Ritter Trenk“ begeistern durchweg das Publikum der Freilichtbühne Mannheim
Gespielt wird noch: „Käfig voller Narren“ jeweils Freitag und Samstag zu folgenden Terminen im Juli am 20., 21., 27., 28. und im August am Donnerstag und Freitag 04. und letzte Vorstellung am 05. Spielbeginn jeweils 20.00 Uhr
Gartenstadt Journal, Juli 2018, daug
Verwirrung im Nachtclub
Premiere für neues Stück auf der Freilichtbühne
GARTENSTADT. Zum großen Finale präsentierten sich noch einmal all die schrillen Figuren dem begeisterten Publikum, die knapp zwei Stunden lang die Besucher der Freilichtbühne bei der Premiere von „Ein Käfi g voller Narren“ begeistert hatten. Auf der vollbesetzten Freilichtbühne ging damit mit einem kleinen Feuerwerk ein bestens gelungener Premierenabend zu Ende, bei dem sich die (Laien-)Darsteller wirklich in allerbester Form und mit viel Spielfreude präsentiert hatten. Das Stück von Jean Poiret ist ja eigentlich hinreichend bekannt. Es aber auf einer großen Freilichtbühne zu präsentieren, war schon eine besondere Herausforderung, die von Darstellern und Regie bestens gemeistert wurde. Bisher waren die für eine Aufführung erforderlichen Rechte jahrelang aus unklaren Gründen nicht erhältlich. Erst vor zwei Jahren ergab sich hier die Möglichkeit, die von der Freilichtbühne dann auch umgesetzt wurde. Die Komödie ist in ihrer Grundproblematik im Großen und Ganzen noch immer zeitgemäß, lediglich im Bereich von Kleinigkeiten laut Einschätzung der Schauspieler etwas „angestaubt“. Die größte Herausforderung für die Regie war die Umsetzung eines klassischen „Indoor“-Stückes auf die große Außenbühne, was insbesondere in einem deutlich größeren Volumen in der Statisterie begründet war. Des Weiteren war auch der Bühnenbau wesentlich aufwendiger als sonst üblich. Immerhin standen nicht weniger als 36 Darsteller und ein Hund auf der Bühne. Die Besucher erlebten die Geschichte des schwulen Besitzers des Nachtclubs „La Cage aux Folles“ Georges und seiner großen Liebe Albin, dem Star der abendlichen Show, die beide plötzlich vor einem großen Problem stehen. Denn Laurent, der Sohn von Georges
aus seiner einzigen Beziehung mit einer Frau, den aber die beiden groß gezogen haben, möchte heiraten. Die Auserwählte Muriel stammt aus einer erzkonservativen Familie, die quasi schon zum Antrittsbesuch vor der Tür steht. Was also tun? Dem Einfallsreichtum der beiden sind nun kaum Grenzen gesetzt, zumal sich auch noch Laurents Mutter angesagt hat. Zuerst einmal muss die Tür zum Club verstellt werden, aus Attila, dem etwas tuntigen Haushälter, soll ein vorzeigbarer Butler werden, und überdies gilt es zu verhindern, dass ständig irgendwelche schrillen Gestalten auftauchen. Außerdem muss natürlich auch aus dem plüschigen „Ambiente“ ein bürgerliches Wohnzimmer gemacht werden. Keine leichte Aufgabe für die beiden, zumal auch Laurents Mutter auf sich warten lässt. Kurzerhand wirft sich Albin in Frauenklamotten und mimt die Hausherrin. Klar ist aber auch, dass diese Fassade nicht lange aufrechterhalten werden kann, schon gar nicht, als Laurents richtige Mutter doch noch auftaucht und für zusätzliche Verwirrung sorgt. Laut den Beteiligten gestalteten sich die Proben streckenweise sehr lustig. Hierbei spielte besonders die Umstellung auf eine völlig andere Körperhaltung ebenso eine Rolle, wie die gesamte Wandlung auf mehr Weiblichkeit, welche sowohl durch die Kleidung als auch das Tragen von hohen Schuhen ihre Wirkung entfaltet. Auf konkrete Nachfrage gaben die Protagonisten zu Protokoll, dass sie es generell
als schwierig empfanden, als Heterosexuelle in die Rolle der Homosexuellen zu schlüpfen und hierbei auch vorrangig darauf zu achten, letztlich nicht in Klamauk zu verfallen. Logistisch gesehen, ist das mehrfach erforderliche Umschminken und Umkleiden eine wahre Herausforderung
für die Schauspieler. „Die Maske macht etwas mit uns“, ist eine der Beschreibungen, welche in der Gesprächsrunde fällt, „die Verwandlung hilft bei
der Bewusstseinsentwicklung“, so eine abschließende Erläuterung. Turbulent geht es bei dem Stück auf der Bühne und den diversen „Nebenschauplätzen“ zu und am Ende wissen wir: Irgendwie sind wir doch alle ein wenig gaga, oder? Um das zu erfahren, muss man natürlich in eine der nächsten Vorstellungen gehen. Die sind am Freitag, 13., Samstag, 14., Freitag, 20., Samstag, 21., Freitag, 27. und Samstag 28. Juli, jeweils um 20 Uhr sowie noch im August auf der Freilichtbühne, Mannheim-Gartenstadt, Kirchwaldstraße angesetzt.
Nordnachrichten Mannheim, Juli 2018, mhs/bi
„Ein Käfig voller Narren“ und „Der kleine Ritter Trenk“ begeistern Premierenpublikum der Freilichtbühne Mannheim
Zweimal ausverkaufte Premieren-Vorstellungen, stürmischer Applaus und sogar „Standing Ovations“ für exzellente Ensemble-Leistungen und bestes Amateurtheater-Entertainment unter freiem Himmel bei Kaiserwetter. Es war ein doppelt umjubelter Auftakt der diesjährigen Sommersaison der 105 Jahre alten Freilichtbühne Mannheim, in der Kirchwaldstraße in der Gartenstadt, direkt am Waldrand gelegen.
Zum einen mit „Ein Käfig voller Narren“, einer berühmten Kultkomödie von Jean Poiret. Sie zeigt ein unterhaltsam-nachdenklicher Blick hinter die Kulissen eines Schwulen-Nachtclubs, zeigt die Probleme eines gleichgeschlechtlichen Paares (mit komödiantischen Glanzleistungen von Matthias Heckmann und Michael Knapp) mit sich selbst und einer konservativ-spießigen Familie. Pointiert, amüsant und Zwerchfell erschütternd die Inszenierung von FLB-Routinier Markus Muth.
Zum anderen mit „Der kleine Ritter Trenk“, nach einem Kinderbuch von Kirsten Boie. Ein wunderschöner authentischer Bilderbogen aus dem Mittelalter mit einem mutigen Bauernjungen, der „Nein“ sagt zu dem scheinbar ungeschriebenen Gesetz „Leibeigen geboren, leibeigen gestorben, leibeigen ein Leben lang“. Sehr unterhaltsam von dem eingespielten Regie-Duo Monika Kaufmann und Bärbel Steegmüller mit einer klaren Botschaft auf die Bühne gezaubert. Ca. 100 Aktive vor und hinter den Kulissen aus allen Generationen, begeistern durch ihr Spiel und sorgen für eine Superstimmung.
Noch bis in den August hinein lädt die Frau Bürgermeisterin von St.Tropez (Ehrenvorsitzende Christa Krieger) noch in den spektakulären „Käfig voller Narren“ ein. Zwei Stunden Lachen mit einem kräftigen Schuss Nachdenklichkeit.
Sonntags um 16 Uhr dürfen sich die kleinen und großen Zuschauer auf die Abenteuer des mutigen „Kleinen Ritter Trenk“ (Bastian Bauer) freuen, auf seine „emanzipierte“ Freundin „Cousine“ Thekla (Annika Ziesche), die nicht einsieht, warum ein Mädchen nicht Ritter werden kann und natürlich auf das possierliche kleine Ferkelchen (Noemi Franz).
Metropoljournal, 27. Juni 2018