Tote Frauen trinken nicht
Premiere im Zimmertheater der Freilichtbühne
Alles könnte so schön sein – Ein neuer Job und eine eigene möblierte Bude in Mannheim-Gartenstadt. Sabine Pahlke (Agnetha Rauch) ist überglücklich. Würde da nicht eine andere junge Frau auftauchen, die sich als Pia Freitag (Mia Lelia Franz) vorstellt und felsenfest behauptet, das sei ihre Wohnung und ihre Möbel. Und wäre da nicht Sabines herrische Mutter Ingrid Pahlke (Henrike Haase), die sich, immer im Schlepptau Tante Heide (Veronika Ludwig), penetrant in Sabines neues Leben einmischt, Sabine herumkommandiert und diese permanent schlechtmacht. Und dann taucht da noch die anfangs reservierte, aber überaus nette Vermieterin Heike Sahlfeld (Ute Zuber) auf, die sich auch keinen Reim auf diese unheimlichen Vorgänge in ihrer Wohnung machen kann. Irritiert stellt Sabine fest, dass nur sie selbst Pia hören und sehen kann. Und Pia muss feststellen, dass sie eigentlich ein „Geist“ ist und gar nicht mehr hier sein dürfte. Und was für sie sogar noch schlimmer scheint, dass sie in diesem Wesenszustand leider keinen Alkohol mehr trinken kann. Trotz aller Verunsicherung freunden sich die beiden jungen Frauen an und Sabine lernt, mit Hilfe der kecken Pia, ihrer Mutter, die ihre Tochter wegen deren mutmaßlichen „Selbstgespräche“ am liebsten für verrückt erklären lassen würde, endlich die Stirn zu bieten und sich gegen deren verbalen Angriffe zur Wehr zu setzen. Ingrid, wie immer im Schlepptau Tante Heide, die keinem Likörchen oder Schnäpschen abgeneigt ist, engagiert kurzerhand zwei Geisterjägerinnen, Melanie und Sonja Geistreich (köstlich Claudia Bendig und Andrea Resch), die nach „Ghostbuster“-Manier dem Spuk ein Ende bereiten wollen, was natürlich misslingt. Erst als die Frauen entdecken, dass die rassige exotische Putzfrau Dunja Paslowski (Jelena Bruderuhs) den „Geist“ zumindest hören kann und sich auch nach eigenem Bekunden in der Durchführung von Geisterbeschwörung und Seancen versteht, eröffnet sich für Pia die Chance, ihr unbefriedigendes Leben in dieser Zwischenwelt zu beenden. Aber ob das wirklich gutgeht? Es sei an dieser Stelle nur noch so viel hinzugefügt, dass sich am Ende der Geschichte nicht nur Sabine „emanzipiert“. Eine wirklich liebevolle und amüsante Komödie des Zimmertheaters der Freilichtbühne Mannheim unter der Regie von Thomas Nauwartat-Schulze in zwei Akten, in guter Mannemarischer Manier erzählerisch umrahmt von Dunjas Putzfraukollegin Biggi Pomke (Angelika Lederer). Und dieses Mal, wie der Aufzählung der Darstellerinnen zu entnehmen ist, ist es ein reines Frauenstück, wäre da nicht … aber nein, es wird nichts verraten! Am Ende der überaus gelungenen Premiere überreichte Sabine Valentin jedem der Damen ein Blumensträußchen und auch Thomas Nauwartat-Schulze erhielt als verdientes Dankeschön einen sommerlichen Blumenstrauß. Leider sind alle Vorstellungen für das Abendstück des Zimmertheaters für das Jahr 2024 bereits ausgebucht. Aber am 1.Dezember (Termin gut vormerken!!) wird die Kartenreservierung für das Jahr 2025 für alle vorgesehenen Aufführungen des Zimmertheaters und der Freilichtbühne freigeschaltet und dann können Sie auch noch einmal Pia und Sabine bei ihrer ungewöhnlichen Freundschaft begleiten.
Wochenblatt, 16.10.2024, Beate Tilg