Start der Spielzeit auf der Mannheimer Freilichtbühne: „Grusical“ zum Auftakt

Spielzeiteröffnung auf der Mannheimer Freilichtbühne: Mit „Dracula“, nach dem bekannten Roman von Bram Stoker, stand ein „Grusical“ auf dem Programm.

Mannheim. Wo lässt sich eine mystische Atmosphäre besser erschaffen als auf der Freilichtbühne Mannheim? Bereits vor über 100 Jahren wurde der Verein gegründet und bietet heutzutage etwa 400 Mitgliedern die Möglichkeit, die verschiedensten Stücke zu realisieren. Dominik Kobel, Erster Vorsitzender des Vereins, und Sabine Valentin, Künstlerische Leitung, betonen die große Unterstützung von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern.
Inmitten von Grün wurden die Zuschauer am vergangenen Samstag zur Premiere des Stückes „Dracula — das Grusical“ von Claus Martin, nach dem Roman von Bram Stoker, in das Reich des Grafen entführt. Trotz der ungewissen Wetterlage war das Theater gefüllt und ließ Menschen von Kenia und Kanada anreisen.

Unter der Leitung von Thomas Nauwartat-Schultze gelang es den beinahe 60 Ensemble-Mitgliedern, das Publikum mitzureißen und zwischen Komik und Mystik wandeln zu lassen. Vielversprechend empfing die Menschen bereits das aufwendige und überzeugende Bühnenbild, das mit Requisiten und technischen Hilfsmitteln zu unterschiedlichen Schauplätzen umfunktioniert wurde. Dass hinter dem Ensemble ein großartiges Team an Bühnenhelferinnen und -helfern steckt, wurde ebenfalls durch die zahlreichen, beeindruckenden Kostüme deutlich, die zur altertümlichen Atmosphäre beitrugen.
So wird im Bühnenstück von Claus Martin, der die Premiere mit seinem Besuch ehrte, den mysteriösen Umständen, die in Dr. Stewarts (Florian Wilhelm) Irrenanstalt aufgetreten sind, auf die Spur gegangen. Als „Showmaster“ liefert er dem Publikum eine mitreißende Performance. Die plötzlichen Wesensveränderungen einer von Pia Valentin sehr überzeugend gespielten Schwesternschülerin führen als Spuren zu dem ominösen Adligen, der sich als Graf Dracula entpuppt und seine Pläne mit allen Mitteln verwirklichen möchte. Andreas Schilder gelingt es auf beeindruckende Weise, die gefürchtete und zugleich anziehende Präsenz Draculas zu verkörpern.
Parallel träumt das Liebespaar Mina Murray und Jonathan Harker, gespielt von Lisa Bechtold und Philipp Valentin, von ihrer gemeinsamen Zukunft, während die Maklerin Mrs. Meredith Hawkins (Isabelle Köster) durch das Veranstalten eines Maskenballs die Gunst des Grafen erwerben möchte. Untermalt von ausgezeichneten musikalischen Einlagen sowie tänzerischen Performances, wird die Handlung mit dem einstweiligen Durchbrechen der vierten Wand zu einem Erlebnis. Unheimliche Szenen werden mit humoristischen Liedern wie „Adel ist geil“ aufgelockert. Auch die jüngsten Schauspieler tragen zur überzeugenden Wirkung des Stückes bei. An dieser Stelle hervorzuheben gilt es die besondere Leistung von Philipp Valentin, der drei Wochen vor der Premiere für die Rolle des Jonathan Harker einsprang und diese grandios füllte.
Ob es dem Vampirforscher Van Helsig, gespielt von Marco Hullmann, gelingt, dem Schrecken ein Ende zu bereiten, wird bis zum 1. August auf der Freilichtbühne gezeigt. Die Veranstaltung ist ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn künstlerische Seelen, kreative Köpfe und eifrige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter etwas bewegen wollen. Neben diesem Bühnenstück präsentiert die Freilichtbühne auch andere Werke.

Mannheimer Morgen, 10.06.2025, Annika Reinhardt