„Hui Buh – das Schlossgespenst“ begeistert auf der Mannheimer Freilichtbühne
Saisonstart auf der Mannheimer Freilichtbühne: Die Premiere des Familienstücks „Hui Buh“ war ausverkauft und wurde viel beklatscht.
Gartenstadt. Auf der ausverkauften Freilichtbühne begeisterte das Familienstück „Hui Buh – das Schlossgespenst“ kleine und auch große Zuschauer restlos. Der Applaus am Ende wollte kaum enden, als sich alle Darsteller, und das waren über 30 Menschen, auf der Bühne versammelten und sich beim Publikum für die Begeisterung bedankten.
Aber nicht nur am Ende, schon während der Vorstellung gab es immer wieder Ovationen. Auf jeden Fall gab es kaum jemanden, der nicht zufrieden war, mit dem, was die Laienspielgruppe aufgeboten hatte. Dabei schlüpften einige Darsteller während des Stückes in bis zu fünf verschiedene Rollen, was vor allem von den vielen unsichtbaren Helfern hinter der Bühne einiges abverlangte. „Vor allem die Kostümschneider hatten viel Arbeit“, lobte denn auch der musikalische Leiter des Theaters, Thomas Nauwartat-Schulze.
Viel wurde auch im vergangenen Jahr neu gestaltet, wie etwa die Lichttechnik. Über 50 000 Euro waren allein in eine neue professionelle Ausleuchtung der Bühne investiert worden. Aber das mittlerweile in die Jahre gekommene Theater erfordert weitere Investitionen. So entspreche das Regiehaus nicht mehr heutigen Anforderungen, sagte Nauwartat-Schulze. Das müsse im nächsten Jahr renoviert werden. „Wenn jeder am Ende der Vorstellung 50 Cent in den Topf wirft, können wir auch das finanzieren“, so Nauwartat-Schulze.
In der grünen Idylle in der Gartenstadt kamen an diesem späten Nachmittag auch zum Teil überraschende Pyrotechnik zum Einsatz – sehr zur Freude der jungen Besucher. Und als das Stück zu Ende war, gingen nur die Wenigsten gleich nach Hause. Viele wollten noch ein Autogramm der Schauspieler mitnehmen, die sich rund um das Kassenhäuschen allen Fragen stellten. „Jetzt fällt mir ein großer Stein vom Herzen, weil ich weiß, dass ich mich jetzt abschminken kann“, sagte da ein Urgestein der Freilichtbühne – Christa Krieger. Sie spielte mit ihren 80 Jahren wie eh und je in verschiedenen Rollen gekonnt mit. Thorsten Köster als „Hui Buh“ bedankte sich bei den eigenen Familien. Seit Oktober hatten sie angefangen zu proben. Da habe das Familienleben unter dem großen Zeitaufwand doch manchmal gelitten.
Ein kleines Kind konnte den Beginn des Theaterstücks, der sich durch einen Gong ankündigte, kaum erwarten „Wann kommen die denn“ wollte die Kleine von ihrer Mutter wissen. Ein beruhigenden „gleich“ half da nicht wirklich. Endlich startete das Stück. Nach nur wenigen Minuten erschütterte ein durchdringender Blitz und ein lauter Knall die Bühne. Hui Buh war getroffen worden. Und wurde zum Gespenst. „Das hat mich ganz schön erschreckt“, meinte die achtjährige Greta. Weiter erzählte sie. „Ich finde das sehr schön. Aber ich habe das schon einmal im Fernsehen gesehen“, wusste sie. „Ich finde Theater einfach sehr schön“ stellte sie fest.
Auch Magdalena (5) und ihr Bruder Jonathan (8) fanden, dass das Theaterstück „sehr schön, manchmal sogar gruselig“ war. Ritter Balduin befindet sich im Jahr 1399 auf Schloss Burgeck und versucht, dort, sein Vermögen durch Glücksspiel zu vermehren. Als sein Gegenspieler Adolar bemerkt, dass Balduin falsch spielt, kommt es zu einem Kampf zwischen den Rittern, in dessen Verlauf Balduin von Ritter Adolar derart in die Mangel genommen wird, dass er laut ruft: „Verflucht soll ich sein, wenn ich betrogen habe. Der Blitz soll mich auf der Stelle treffen.“ Diese Worte erfüllen sich sofort: Balduin wird plötzlich von einem Blitz getroffen – er wird zum Gespenst Hui Buh (Thorsten Köster). Vor Schreck taumelt Ritter Adolar (Dominik Kobel) zurück und fällt durchs Fenster in den Burggraben.
500 Jahre später ist Hui Buh das einzige behördlich zugelassene Gespenst auf Schloss Burgeck. Zusammen mit dem Kastellan (die Rolle hatte Regisseur Markus Muth übernommen) führt er ein beschauliches Leben, bis eines Tages König Julius der 111. (Peter Ziesche) das Schloss bezieht, weil sein Heimatschloss abgebrannt ist. Er möchte auf Burgeck die Verlobung mit Leonora Gräfin zu Etepetete (Sabine Valentin) feiern. Hui Buh versucht, Julius aus dem Schloss zu ekeln, bezahlt aber damit, dass Julius seine Geisterlizenz verbrennt, ohne die er kein „behördlich zugelassenes Gespenst“ mehr ist.
Dadurch werden ihm seine Geisterfähigkeiten geraubt. Um eine neue Lizenz zu erwerben, muss Hui Buh erneut die Geisterprüfung ablegen. Er kann jedoch die Prüfungsfragen nicht beantworten. Aber Julius kennt die Antworten. Daher beschließen sie, zusammen in die Geisterstadt zu gehen und die Prüfung abzulegen. Sie werden jedoch enttarnt und müssen fliehen. Daalor, der Vertreter der Geisterbehörde, ist in Wahrheit Adolar, der mit Gräfin Leonora gemeinsame Sache macht.
Beide wollen das Schloss in ihren Besitz bringen, das ihnen Balduin durch sein Falschspiel genommen hat. Inzwischen hat die Geisterbehörde von der Verschwörung zwischen Adolar und Gräfin Leonora erfahren, sodass die Wachen um Major Servatius Sebaldus (Michael Goericke) Adolar und Leonora, die inzwischen ein Geist ist, im Schloss Burgeck festnehmen. Durch den Major erhält Hui Buh seine Geisterlizenz zurück. Schließlich heiraten König Julius und die Zofe Konstanzia (Silvia Schönfelder). Es kommt, wie es kommen muss: Am Ende gibt es für alle das viel bejubelte Happy End.
Mannheimer Morgen, 10.06.2025, Bernhard Haas