Dracula – ein schaurig-schönes Sommervergnügen

Mit dem schaurig-schönen Grusical „Dracula“ startete die Freilichtbühne Gartenstadt Anfang Juni schwungvoll in ihre Sommerspielzeit 2025. Ja, es wird auch gruselig und düster. Aber es darf auch herzlich gelacht werden. Und ja, Bram Stokers Idee des untoten Vampirs Grafen Dracula stand Pate bei diesem schaurig-schönen Horror-Spaß, das Anfang Juni auf der Freilichtbühne Mannheim seine Premiere feierte und der Vorstand des Freilichttheaters, Dominic Kobel, Thomas Nauwartat Schultze und Sabine Valentin damit die Sommerspielzeit 2025 eröffneten. Unter der Regie und musikalischen Leitung von Thomas Nauwartat-Schulze bot das Ensemble ein kurzweiliges, humorvoll-düsteres Spektakel, das das Publikum auf den vollbesetzten Rängen bestens unterhielt. Eingeführt wird die Handlung durch vier Kinder (Henry Eisen, Matilda und Jonathan Schilder, Bastian Valentin), die auf dem Flohmarkt ein altes Buch finden – ein gelungener Kunstgriff, der Jung und Alt abholt und direkt in das Geschehen katapultiert. Im beschaulichen Huntington wird der düstere Dracula von der geschäftstüchtigen Mrs. Hawkins (Isabelle Köster) als reicher Investor begrüßt – sie träumt dabei nicht nur vom großen Geschäft, sondern auch von einer adligen Verbindung. Unterstützt wird sie vom loyalen, bald jedoch seltsam verwandelten Mr. Renfield (Wolf-Lennart Arras), der in die Obhut von Dr. Sewart (Florian Wilhelm) und Oberschwester Janet (Cornelia Bundschuh) gegeben wird. Für Lachsalven sorgt hier der Song „Hurra, wir sind bescheuert“, gesungen von den charismatisch-überdrehten Insassen der Nervenheilanstalt. Währenddessen geraten Miss Lucy (Pia Valentin), brave Sittlichkeitsvereins-Aktivistin, und ihre Freundin Miss Mina (Lisa Bechtold) ins Visier des Vampirs. Minas Verlobter Jonathan Harker (Phillip Valentin, kurzfristig für Sebastian Kaufmann eingesprungen) setzt alles daran, sie zu retten. Mrs. Hawkings will sich weiterhin unbedingt diesen geheimnisumwitterten Grafen angeln und lädt zu einem Maskenball ein. Das Unheil nimmt seinen Lauf, als Graf Dracula sich in ein Bild der bezaubernden Mina verliebt und sich in den Kopf setzt, sie auf diesem Ball zu verführen und zu einem der seinen zu machen. Draculas Gespielinnen indes haben ihren eigenen Kopf und finden ihre eigenen Opfer wie beispielsweise die beiden etwas trotteligen Einbrecher Backe und Tommy (Christian Lange und Michael Knapp), die sich auf Beutefang in die alte Ruine verirrt haben oder auch Mrs. Ascot, bislang Pflegedienstleiterin in Dr. Sewarts Anstalt, ganz zum Missfallen ihres Herrn und Meisters. Auf dem Maskenball schließlich, wo sich alle Protagonisten eingefunden haben, wird Mina von den Avancen des mysteriösen Grafen in einen verhängnisvollen Bann gezogen.
Über 60 Akteure füllten zeitwillig gleichzeitig die Bühne, ein wahrer Augen- und Ohrenschmaus für alle Gäste, eine wahre Meisterleistung des Regisseurs und musikalischen Leiters, Thomas Nauwartat-Schulze, der am Ende des Stückes sein großes Dankeschön für die gelungene Aufführung erst einmal an „seine“ Akteure richtete. Chapeau! Nicht zu unterschätzen sind die Leistungen hinter den Kulissen, nicht zuletzt die Künstler/innen in der Maske, die insbesondere die Vampire so schaurig-schön wirken lassen. Aber auch die neuen Beleuchtungstürme sorgten für eine perfekt ausgeleuchtete stimmige Bühnenlandschaft in all ihren Facetten, deren Kosten in Höhe von 75.000 Euro dank der großen Spendenbereitschaft von Sponsoren und FLB-Freunde erst vor kurzem installiert werden konnten. Die Perfektion der Tontechnik erlaubte ein wundervolles Klangerlebnis bis in die hintersten Reihen. Großen Applaus erhielt auch Claus Martin, der Autor des Stückes, der gemeinsam mit Vertretern des Cantus-Verlags die Premiere verfolgte. Am Ende des Stücks bedankte sich Nauwartat-Schulze bei seinem gesamten Team – ein verdienter Moment nach 2,5 Stunden Musical-Vergnügen voller Gesang, Tanz, Drama und zum Schluß schließen die Kinder das magische Buch – doch bleibt die Frage: Endet eine Geschichte wirklich mit ihrem letzten Satz? Oder streifen auch heute noch herzlose Blutsauger unerkannt durch unsere Welt?

wochenblatt-reporter.de, 09.06.2025, Beate Tilg