Familienstück der Freilichtbühne Mannheim: „Robin Hood“ begeistert Jung und Alt

Bei der Premiere hat das Familienstück der Freilichtbühne Mannheim, “Robin Hood”, kleine und große Zuschauer begeistert. Die Inszenierung, die bis in den August hinein aufgeführt wird, hat viele gut ausgearbeitete Höhepunkte

Prächtige Kostüme, Tanz, Gesang, Kämpfe und große Gefühle: Das Familienstück der Freilichtbühne Mannheim bietet in knapp zwei Stunden einmal mehr alles, was Theater für Kinder (und Erwachsene) leisten soll. Mit „Robin Hood“ haben Sandra Mercatorius und Christoph Rohs in ihrer ersten Regie für die Amateure aus der Gartenstadt eine beachtliche Inszenierung vorgelegt. Zwar ist der Text von Bernd Klaus Jerofke für Kinder etwas sperrig, aber die werden eher vom abwechslungsreichen Geschehen auf der Bühne gefesselt. Doch Sätze wie „Gerechtigkeit für die Armen“ oder „Kampf den Reichen“ verstehen auch sie. Schließlich haben sie ja gesehen, wie die Schergen des Sheriffs von Nottingham das Volk ausplündern.
Die Hintergrundinformationen zum „Rächer der Enterbten“, der „den Reichen nahm, um es den Armen zu geben“, werden durch die künstlerische FLB-Leiterin Sabine Valentin als mittelalterlich gekleidete Reporterin in Form eines Interviews geschickt eingefädelt. Dann nehmen 50 Mitwirkende im Alter von zwei bis über 70 Jahren das Heft in die Hand und entführen nach Nottingham, wo der hinterlistige Sheriff (Harald Kremsreuter), der harte Hund Lord Fairfax (Joachim Franz) und der habgierige Bischof von Canterbury (Isabelle Köster) die Abwesenheit des englischen Königs Richard Löwenherz nutzen, um sich selbst zu bereichern. „Wie kommen die den da rauf“, fragt sich eine Vierjährige beim Blick auf die linke Bühnenseite und die hoch aufragende Burg. Urkomisch die drei Trompeter, die dort mit dilettantischen Blas-Versuchen die Aufmerksamkeit auf die „Bösen“ lenken.
Die „Guten“, sprich die Outlaws um Little John (Peter Ziesche) und Bruder Tuck (Dirk Schlinke), hausen gegenüber im Sherwood Forest. Nicht alle sind begeistert, als plötzlich der Ausgestoßene Robin (souverän: Jannik Haas) auftaucht und schnell das Kommando übernimmt. Doch schließlich hat er Alana (sehr agil: Astrid Nortmeyer) befreit, als sie bei der verbotenen Hasenjagd von Soldaten gefangen wurde. „Die find’ ich schön“, kommentiert eine kleine Zuschauerin. Als dann auch noch die kämpferische, ebenfalls von Robin gerettete Lady Marian (Bianca Valentin) mit ihrer immer empörten Amme (Nadine Wettig-Paulus) im Lager eintrifft, findet sich auch der misstrauische Will Scarlett (Simon Paulus) mit den Neuen ab.

Viele gut herausgearbeitete Höhepunkte

Inmitten von Gut und Böse schwankt das Volk zwischen Freude und Leid, zwischen Lebenslust und Frust. Dabei hat jedes Mal die Kindergruppe der FLB große Auftritte. Die Jungs und Mädchen spielen ganz ohne Scheu. Auch große Gefühle haben ihren Platz. Dank des alten, blinden Dieners Duncan (Edgar Guschweski) erklären sich Robin und Lady Marian ihre Liebe, zudem werden Alana und Will ein Paar.
Es gibt viele, von der Regie gut herausgearbeitete Höhepunkte: der Überfall auf die Kutsche, der Bogenschießwettbewerb zwischen Robin und der Sheriff-Soldatin Wilma (Lilly Schubert) oder der mit Inbrunst geführte Kampf zwischen Outlaws und Soldaten. Den beendet erst der rechtzeitig zurückgekehrte König Richard (Michael Goericke), der von nun an für Recht und Ordnung sorgt.

Mannheimer Morgen, 10.06.2024, Sibylle Dornseiff