Kinder begeistern Kinder mit der „Zauberflöte“
Kindgerecht inszeniert begeistert Mozarts Opernklassiker das Publikum mit jungen Akteuren, schönen Bildern und heiteren Momenten
Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ in kindergerechtem Format – kann das gut gehen? Es kann, und zwar als poetisches, heutiges Märchen. Die bunt-spielerische Neuinszenierung des Klassikers durch die Kinder- und Jugendgruppe der Freilichtbühne Mannheim unter der Leitung von Vera Arndt und Paul Kaufmann im Zimmertheater begeisterte das Publikum.
Tief im Reich der Finsternis, wo kein Sonnenstrahl die Erde trifft, herrscht die mächtige Königin der Nacht. Doch sie ist voller Kummer. Denn ihre schöne Tochter Pamina wurde ins Reich der Sonnenkönigin Sarastra entführt und wird dort vom fiesen Monostatos gefangen gehalten. Der tapfere Prinz Tamino soll nun zu ihrer Rettung entsandt werden. Zusammen mit dem gewitzten Vogelfänger Papageno und den Knaben der Königin der Nacht macht er sich auf den Weg, um die entführte Pamina zu befreien. Wird es ihnen gelingen?
Die freie Inszenierung von Mozarts Klassiker von Kindern für Kinder (Autorin: Karin Winkelsträter) ist der ideale, sympathisch unkomplizierte Einstieg in die Welt der Oper. Hier wird gesprochen und nicht gesungen, niemand muss Angst vor hohen Tönen und langen Arien haben – und dennoch entfaltet auch hier der Zauber von Mozarts Musik seine Wirkung auf das junge Publikum.
Diese Zauberflöte ist fantasievoll und farbenfroh
Die ursprünglich dreistündige Fassung wurde auf 60 Minuten verkürzt und überforderte auch jüngere Zuschauer nicht. Denn das, was sich dort vor ihren Augen abspielte, könnte einem Märchenbuch entsprungen sein. Das Bühnenbild ist auf ein Minimum reduziert. Dominierend im Bühnenaufbau ist eine goldene Sonne im Reich des Lichts. Die Kostüme sind fantasievoll und farbenfroh.
Die Kinder- und Jugendgruppe des Gartenstädter Theaters zeigte sich schauspielerisch und tänzerisch von seiner besten Seite. Tamina (Malia Kim) und Tamino (Emilian Paulus) begeisterten mit ihrer reizenden Jugendlichkeit. Entzückend auch das Quintett Lirum, larum Löffelstiel im Wechselspiel mit Tamino und Papageno (Johannes Adelmann).
Gelungene spielerische Leistungen zeigten auch die Königin der Nacht (Maria Blag), die Sonnenkönigin Sarastra (Lia Steinert), ihre reizenden Dienerinnen und ihre Wachen mit dem bösartigen Monostatos (Hendrik Köster) an der Spitze. Das Spiel von Tamina (Malia Kim) und Tamino (Emilian Paulus) war eindrücklich und ergreifend. Der vor Spielfreude sprudelnde Johannes Adelmann (Papageno) begeisterte die Zuschauer mit seinem kecken Witz. Höhepunkt war der Dialog von Papageno mit Sophia Weiz (Papagena), natürlich und komisch zugleich.
Etwas frei interpretierten die beiden Regisseure Mozarts Werk: Vera Arndt und Paul Kaufmann benutzten zwar die Text-Vorlage, doch viele Dialoge seien erst während der Proben entstanden, so die Regisseure. Die 32 Akteure zwischen acht und 16 Jahren, die am liebsten jeden Tag auf der Bühne stehen würden, seien gleichsam übergesprudelt vor Motivation, erzählten sie. Die 21-jährige Arndt und der 19-jährige Kaufmann inszenierten zum ersten Mal gemeinsam ein Stück. Ihre herrlich lockere, moderne Inszenierung und die Spielfreude aller Darsteller überzeugten restlos.
Mannheimer Morgen, 19.12.2023, Sylvia Osthues