„Viel Lärm um Nichts“

Shakespeares meisterliche Komödie um Liebe und Intrigen begeistert das Publikum auf der Freilichtbühne Mannheim

Auch der Autor William Shakespeare, britischer Nationaldramatiker, meisterlicher Verseschmied und unnachahmlicher Schöpfer großer Tragödien und heiterer Komödien der Renaissancezeit, hätte wohl seine Freude an dem diesjährigen Sommerstück der Freilichtbühne Mannheim gehabt, so wie sich auch das Premierenpublikum beim Theater im Grünen wieder prächtig unterhalten hat.„Viel Lärm um Nichts“ – eine Komödie um Liebe und Intrigen, um Sein und Schein, quasi eine Soap-Opera des späten 16.Jahrhunderts, in einer tollen, spritzigen, modernen Inszenierung in Prosa (ganz ohne die gekonnten Reime des weltberühmten Engländers) von Cornelia Bundschuh – Shakespeare-Spezialistin, als Darstellerin und Regisseurin gleichermaßen erfahren, seit mehr als 30 Jahren auf der Freilichtbühne aktiv – wurde mit lang anhaltendem Beifall bedacht. Der galt besonders dem spielfreudigen Ensemble, dem es offensichtlich viel Spaß machte, Shakespeares Komödie voller Irrungen und Wirrungen wieder zum Leben zu erwecken.Unter den Gästen an diesem Frühsommerabend zum Beispiel auch Dirk Berger, der als Stadtprinz Dirk Il. von Cosmopolitanien in der vergangenen Kampagne das närrische Zepter schwang und selbst sehr erfolgreich „Rampenlicht“, eine Amateurtheatergruppe in Ketsch leitet. Auch Dekan Ralf Hartmann, Gabriele Katzmarek, MdB mit ihrem Gatten Wolfgang, der frischgebackene CDU-Stadtrat Chris Rihm und eine Reihe von karnevalistischen Freunden aus der Nachbarschaft (CCW und Löwenjäger) waren der Einladung gerne gefolgt.Braut am Traualtar Auch der Papa ist von seinem Töchterchen maßlos enttäuscht, wünscht ihr sogar den Tod, als sie ohnmächtig niedersinkt, denn sie hat Schande über die Familie gebracht. Drama pur, auch wenn für uns diese extremen Gefühlsschwankungen nicht ganz leicht nachzuvollziehen sind, vor allem, weil auch keiner der „Augenzeugen“ der scheinbaren Untreue die Beschuldigung hinterfragt. Es scheint so zu sein, also ist es so! Doch die „Guten“ (auch der Papa glaubt nun wieder an die Unschuld seiner Tochter) schmieden auf Anraten der Pastorin (Angelika Heu-er) nun auch einen Plan. Sie lassen Hero vor Kummer scheinbar sterben, gehen sogar zur Beerdigung, um Claudio die Folgen seines übereilten Handelns zu demonstrieren. Schließlich stellt sich Heros Unschuld heraus, als der betrunkene Borachio beim Geständnis seiner schändlichen Tat von zwei Wachmännern belauscht wird, die Leonatos Haus im Auftrags des Wachtmeisters Holzapfel (Michael Mendes kann mit seinen teilweise Die eigentlichen Protagonisten des Stückes, das nach einen erfolgreichen Feldzug auf dem Landsitz von Leonato ( der junggebliebene FLB-Routinier Harald Kremsreuter wieder ganz stark, feierte vor genau 40 Jahren seine erste Premiere), Gouverneur von Messina, spielt, sind zwei ganz unterschiedliche Liebespaare.Claudio (der erst 15jährige Bastian Bauer), ein junger Adliger aus Florenz im Gefolge von Don Pedro, Prinz von Aragon (Michael Goericke), verliebt sich in die bezaubernde Hero, Tochter des Gouverneurs (Jana Eicher) und sie wollen auch heiraten. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt (ganz besonders häufig bei Shakespeare). Don Juan, missratener Stiefbruder des Prinzen, herrlich böse und gemein von Felix Schultze verkörpert, schafft es mit Hilfe seines Gefolgsmannes Borachio (Michael Sinthern als Unsympathling) eine Intrige zu inszenieren, so dass es aussieht, als wäre die unschuldige Hero noch vor der Hochzeit untreu gewesen und Claudio verstößt deshalb seine vollkommen schockierte „Viel Lärm um Nichts“ Shakespeares meisterliche Komödie um Liebe und Intrigen begeistert das Publikum auf der Freilichtbühne Mannheimabsurden und widersinnigen Satz-konstruktionen und unsinnigen Begriffen zusammen mit seinem Unterwachtmeister Schlehwein die meisten Lacher verbuchen).Dem Happy End, wie es sich für eine Komödie gehört, steht also nichts mehr im Wege. Die Braut, die eigentlich deren nicht existierende Schwester sein sollte, steht plötzlich quicklebendig vor Clau-dio, der überglücklich ist und es kommt sogar zur Doppelhochzeit, denn auch das zweite Paar hat inzwischen nach vielen Irrungen und Wirrungen zueinander gefunden.Marco Hullmann (einmal mehr brillant, ein komödiantisches Naturtalent und ein grandioser Darsteller) als Lebemann und Kriegsheld Benedikt, überzeugter Junggeselle und Edelmann im Gefolge von Prinz Pedro, sorgt mit seinen amüsanten, ironischen und auch boshaften Wortduellen und Wortwitzen mit der attraktiven selbstbewussten Beatrice, Nichte von Leonato (Ramona Lisowski mit starken Gefühlen sehr überzeugend in ihrer ersten Hauptrolle). Beide fallen auf die gekonnte „Show“ ihrer Freunde, angeführt von Leonato, herein, die ihnen deutlich machen, dass sie eigentlich unsterblich ineinander verliebt sind (zwei der komischsten Szenen des Stückes, das ohnehin seine Highlights im 2.Akt hat, da ist action angesagt und die ganz großen Gefühle folgen). Vielleicht waren sie es ja schon immer, wollten es sich aber nicht eingestehen, denn es passierte so gar nicht zu ihrer sehr speziellen Selbstinszenierung. Wie heißt es doch so schön „Was sich liebt, das neckt sich!“ (auch wenn es schon ein sehr heftiges Necken war, bei dem so manches böse Wort gefallen ist)Am Ende gibt es auf jeden Fall nur strahlende Mienen, vor allem, als auch noch bekannt wird, dass der Schurke Don Juan bei seiner Flucht aus Messina verhaftet wurde. Ende gut, alles gut! Stürmischer Applaus für das Super-Ensemble, für alle Mitwirkenden vor und hinter den Kulissen und für die tolle Regisseurin Cornelia Bundschuh.Die Begrüßung hatten der 1.Vorsitzende Holger Ohm, Geschäftsführer Thomas Nauwartat-Schultze, die künstlerische Leiterin Sabine Valentin und Michael Geis, Vorsitzender des Fördervereins, übernommen, die sich über die tolle Resonanz, ein fast volles Haus freuen durften, die Dankes- und Schlussworte gehören Marco Hullmann, der auch Werbung macht für das diesjährige Sonntagsstück auf der Freilichtbühne, das Familienstück „Die kleine Hexe“ nach Otfried Preußler, unter der Regie von Dominik Kobel und Michael Knapp, das am 16.Juni umjubelte Premiere feierte. Machen Sie sich ein paar schöne Stunden bei Theater unter freiem Himmel, besuchen Sie die Freilicht-bühne Mannheim!

Gartenstadt-Journal, Juni 2019, DAugstein