Musik, die die Seele zum Klingen bringt

Chor der Freilichtbühne führt die Jubelmesse erstmals auf

GARTENSTADT. Das Jahr 2019 war für den Chor Art-im-Takt der Freilichtbühne ein Jubiläumsjahr. Der Chor feierte seinen 15. Geburtstag, und zum Geburtstag gibt es Geschenke. Doch was schenkt man einem Chor? Thomas Nauwartat-Schultze, der Chorleiter, hatte das ideale Geschenk für seinen Chor: eine selbst komponierte Messe. Die „Jubelmesse“ hatte im November in der Kirche St. Elisabeth ihre Uraufführung, just am Tag des Patroziniums der Kirche. In der voll besetzten Kirche herrschte gespannte Erwartung, denn es ist schon etwas Besonderes, wenn ein Chorleiter seinen Sängerinnen und Sängern ein solches Werk maßschneidert, Gesangssolisten und dazu ein großes Orchester auf die Bühne holt und auch noch selbst dirigiert. Das fand auch Dekan Ralph Hartmann, der die Schirmherrschaft über die Uraufführung übernommen hatte: „Wir hören etwas Klassisches, etwas Geistliches. Aber wir hören auch ganz viel von Thomas Nauwartat-Schultze, von seinen Lebens- und Glaubenswelten“, sagte Hartmann zur Begrüßung. Die Jubelmesse begann mit einer vom Orchester gespielten Einleitung, quasi einer Ouvertüre, die musikalisch schon auf das Kommende vorbereitete. Nauwartat-Schultze ist bei vielen Komponisten zu Hause, und so konnte man in der Jubelmesse hier ein bisschen Zauberflöte und dort ein bisschen Bachʼsche Fugentechnik hören. Jubelnd und freudig, wo es um den Lobpreis Gottes ging, dramatisch und aufgewühlt beim „Kyrie“, in den höchsten Höhen schwebend und mit disharmonischen Klängen in den Phasen des Leidens Jesu. Der Komponist spielt in seinem Werk mit allen nur denkbaren Emotionen: schwermütig, freudig, feierlich, tröstend, fl ehend, weinerlich. Dazu zieht er die Register der klassischen Musik, lässt einen gregorianischen Choral erklingen, stellt Engelsgesang mit einem Duett von Sopran und Flöte dar, wirft die schwungvolle Rhythmik des Tambourins ein und den fröhlichen Walzertakt. Thomas Nauwartat-Schultze kennt seinen Chor wie kein anderer, weiß, was die Sängerinnen und Sänger leisten können. Er stellte ihnen mit Iris Anna Deckert (Sopran), Sonja Nemet (Alt), Peter Gortner (Tenor) und Matthias Horn (Bass) vier Gesangssolisten zur Seite, außerdem mit dem Heidelberger Kantatenorchester ein professionelles Ensemble, das in der geistlichen Musik zu Hause ist. Ryoko Aoyagi, die den Chor bei den wöchentlichen Proben ehrenamtlich am Klavier begleitet, spielte bei der Uraufführung der Messe die Truhenorgel. So entstand eine höchst professionelle Uraufführung, die mit lang anhaltendem Applaus und vielen Blumensträußen gefeiert wurde. Das Orchesterwerk „Reise ans Ende der Nacht“ stammt von dem jungen Komponisten Alexander R. Schweiß. Auch er ist ein „Kind“ der Freilichtbühne und hat den Sprung ins Profi -Fach geschafft. Auch dieses Werk wurde an diesem Abend uraufgeführt. Es lehnt sich an den gleichnamigen Roman an, in dem die traumatischen Kriegserlebnisse eines französischen Soldaten thematisiert werden. Mit verschiedenen Musikstilen vom Jazz bis hin zur Minimal Music werden einige Stationen des Romans klanglich umgesetzt. Am Ende dieses ganz besonderen musikalischen Abends dankte Sabine Valentin, die künstlerische Leiterin der Freilichtbühne, allen Helfern, Sponsoren, den beiden Komponisten, dem Schirmherrn und den vielen „Heinzelmännchen“ im Hintergrund, die zum Gelingen des Abends beigetragen hatten.

Nordnachrichten Mannheim, 13.12.2019, and