Verwirrung im Nachtclub
Premiere für neues Stück auf der Freilichtbühne
GARTENSTADT. Zum großen Finale präsentierten sich noch einmal all die schrillen Figuren dem begeisterten Publikum, die knapp zwei Stunden lang die Besucher der Freilichtbühne bei der Premiere von „Ein Käfi g voller Narren“ begeistert hatten. Auf der vollbesetzten Freilichtbühne ging damit mit einem kleinen Feuerwerk ein bestens gelungener Premierenabend zu Ende, bei dem sich die (Laien-)Darsteller wirklich in allerbester Form und mit viel Spielfreude präsentiert hatten. Das Stück von Jean Poiret ist ja eigentlich hinreichend bekannt. Es aber auf einer großen Freilichtbühne zu präsentieren, war schon eine besondere Herausforderung, die von Darstellern und Regie bestens gemeistert wurde. Bisher waren die für eine Aufführung erforderlichen Rechte jahrelang aus unklaren Gründen nicht erhältlich. Erst vor zwei Jahren ergab sich hier die Möglichkeit, die von der Freilichtbühne dann auch umgesetzt wurde. Die Komödie ist in ihrer Grundproblematik im Großen und Ganzen noch immer zeitgemäß, lediglich im Bereich von Kleinigkeiten laut Einschätzung der Schauspieler etwas „angestaubt“. Die größte Herausforderung für die Regie war die Umsetzung eines klassischen „Indoor“-Stückes auf die große Außenbühne, was insbesondere in einem deutlich größeren Volumen in der Statisterie begründet war. Des Weiteren war auch der Bühnenbau wesentlich aufwendiger als sonst üblich. Immerhin standen nicht weniger als 36 Darsteller und ein Hund auf der Bühne. Die Besucher erlebten die Geschichte des schwulen Besitzers des Nachtclubs „La Cage aux Folles“ Georges und seiner großen Liebe Albin, dem Star der abendlichen Show, die beide plötzlich vor einem großen Problem stehen. Denn Laurent, der Sohn von Georges
aus seiner einzigen Beziehung mit einer Frau, den aber die beiden groß gezogen haben, möchte heiraten. Die Auserwählte Muriel stammt aus einer erzkonservativen Familie, die quasi schon zum Antrittsbesuch vor der Tür steht. Was also tun? Dem Einfallsreichtum der beiden sind nun kaum Grenzen gesetzt, zumal sich auch noch Laurents Mutter angesagt hat. Zuerst einmal muss die Tür zum Club verstellt werden, aus Attila, dem etwas tuntigen Haushälter, soll ein vorzeigbarer Butler werden, und überdies gilt es zu verhindern, dass ständig irgendwelche schrillen Gestalten auftauchen. Außerdem muss natürlich auch aus dem plüschigen „Ambiente“ ein bürgerliches Wohnzimmer gemacht werden. Keine leichte Aufgabe für die beiden, zumal auch Laurents Mutter auf sich warten lässt. Kurzerhand wirft sich Albin in Frauenklamotten und mimt die Hausherrin. Klar ist aber auch, dass diese Fassade nicht lange aufrechterhalten werden kann, schon gar nicht, als Laurents richtige Mutter doch noch auftaucht und für zusätzliche Verwirrung sorgt. Laut den Beteiligten gestalteten sich die Proben streckenweise sehr lustig. Hierbei spielte besonders die Umstellung auf eine völlig andere Körperhaltung ebenso eine Rolle, wie die gesamte Wandlung auf mehr Weiblichkeit, welche sowohl durch die Kleidung als auch das Tragen von hohen Schuhen ihre Wirkung entfaltet. Auf konkrete Nachfrage gaben die Protagonisten zu Protokoll, dass sie es generell
als schwierig empfanden, als Heterosexuelle in die Rolle der Homosexuellen zu schlüpfen und hierbei auch vorrangig darauf zu achten, letztlich nicht in Klamauk zu verfallen. Logistisch gesehen, ist das mehrfach erforderliche Umschminken und Umkleiden eine wahre Herausforderung
für die Schauspieler. „Die Maske macht etwas mit uns“, ist eine der Beschreibungen, welche in der Gesprächsrunde fällt, „die Verwandlung hilft bei
der Bewusstseinsentwicklung“, so eine abschließende Erläuterung. Turbulent geht es bei dem Stück auf der Bühne und den diversen „Nebenschauplätzen“ zu und am Ende wissen wir: Irgendwie sind wir doch alle ein wenig gaga, oder? Um das zu erfahren, muss man natürlich in eine der nächsten Vorstellungen gehen. Die sind am Freitag, 13., Samstag, 14., Freitag, 20., Samstag, 21., Freitag, 27. und Samstag 28. Juli, jeweils um 20 Uhr sowie noch im August auf der Freilichtbühne, Mannheim-Gartenstadt, Kirchwaldstraße angesetzt.
Nordnachrichten Mannheim, Juli 2018, mhs/bi