Gemeinsamer Sieg gegen den Drachen
Theater – Auf der Freilichtbühne feierte das Familienstück „Der kleine Ritter Trenk“ Premiere / 54 Darsteller mit dabei
„Leibeigen geboren, leibeigen gestorben, leibeigen ein Leben lang“ – das ist der Kernsatz von „Der kleine Ritter Trenk“, dem Kinderstück der Mannheimer Freilichtbühne. Wie daraus am Ende ein „leibeigen geboren, als Ritter gestorben, tapfer ein Leben lang“ wird, ist der Inhalt des auf dem Buch von Kristen Boie beruhenden Theaterstückes, das bei der ausverkauften Premiere verdientermaßen gefeiert wurde.
Es geht um das schwere Leben im Mittelalter, in dem das Landvolk keinerlei Rechte, sondern nur Pflichten hat. In dem die Bauern von ihrer Arbeit nicht leben können und dennoch ihre Abgaben leisten müssen. Auch Trenks Vater (Hubert Schumm) gehört zu den Geschundenen, wird regelmäßig im Kerker geprügelt – weshalb er den Familiennamen Tausendschlag erhielt.
Der Sohn will sich mit der erblichen Leibeigenschaft nicht abfinden und ganz nach dem Motto „Stadtluft macht frei“ fern vom Land ein neues Leben beginnen. Zusammen mit Ferkelchen macht er sich auf den Weg und trifft als erstes auf den Gaukler Momme Mumm (Simon Paulus), der, weil noch ohne Bartwuchs, in seiner auch Schauspielertruppe alle Frauenrollen spielt und deshalb ein Kleid trägt.
Betrug durchschaut
Aber erst die Bekanntschaft mit dem überängstlichen Rittersohn Zink (Paul Kaufmann) stellt die Weichen: Nach dem Willen von Zinks Vater Ritter Dietz von Dugelstein (Peter Ziesche), soll sich Trenk statt Zink beim Onkel, dem Ritter Hans von Hohenlob (Thorsten Köster), zum Ritter ausbilden lassen. Was er mit Freuden beginnt. Aber nicht nur Trenk bricht so aus einer eigentlich strafbaren Rollenzuweisung aus. Auch von Hohenlobs taffe Tochter Thekla will sich nicht damit abfinden, nur zu sticken und Suppe zu kochen und macht mit Trenk einen Deal: Sie verrät nicht, dass sie den Betrug durchschaut hat, im Gegenzug soll er ihr alles beibringen, was er als Ritter-Azubi lernt. Natürlich gibt es einige Klippen zu überwinden, weil der böse Ritter Wertholt der Wüterich (Andreas Burger) plötzlich Hans von Hohenlob zum Turnier fordert – wozu der keinerlei Lust hat und einen Stellvertreter entsendet. Als Wüterich den Betrug ahnt, verlangt die Fürstin (Elisabeth Kraft-Dallinger) einen weiteren Beweis von Tapferkeit und schickt die beiden Ritter aus, den gefährlichen Drachen zu besiegen. Eine tolle Aufgabe für Trenk und Thekla, die beide auch gemeinsam meistern. Doch wie das genau abläuft, wird wegen vieler überraschender Wendungen nicht verraten.
Monika Kaufmann und Bärbel Stegmüller haben das Stück nicht nur kindgerecht auf die Bühne gebracht, sondern entfachen dort auch ein Feuerwerk an Action und Farben. Zwei Erzähler aus der Gegenwart übermitteln das Wichtigste zum Verständnis des Mittelalters und sind auch das epische Bindeglied zwischen den einzelnen Stationen. Blitzschnell verwandelt sich die Bühne vom ärmlichen Dorf zum bunten städtischen Markt, zum Turnierplatz, zum Speisesaal der Burg oder zum unheimlichen Wald. Da hat das Regie-Duo, das auch für die wunderbaren Kostüme zuständig war, wieder alle Ideen sprühen lassen, was auch bei der zehnjährigen Maren aus Hirschberg Wirkung zeigte: „Mir haben besonders die Kulissen gefallen.“ Leisere und tiefgehende Szenen wechseln sich mit Lachnummern und Action ab, es gibt Kampfgetümmel mit Gefechten, ein Turnier mit Überraschungen und einen effektvollen Tanz der Drachenkinder. „Der Drache ist der Hammer“, waren sich Dorian (sechs) und seine mit ihm Geburtstag feiernden Freunde einig.
54 durchweg spielfreudige Personen bevölkern im „Ritter Trenk“ die Bühne, ein besonderes Lob gebührt Noemi Franz als Ferkelchen – nicht nur der Liebling von Jakob (drei), Vanessa (zehn), David (8), Paul (13) und Pauline (neun). Sie hat zwar keinen Text, war aber zwei Stunden präsent und verließ keine Sekunde ihre Rolle. Genauso überzeugten Bastian Bauer (Trenk), Annika Ziesche (Thekla) und die Erzähler (Vera Arndt, Sebastian Kaufmann).
Mannheimer Morgen, 19.06.2018, sd