Drei Pinguine und die Sintflut
Schauspiel – Freilichtbühne gibt „An der Arche um Acht“
Wer ist Gott? Wo ist er? Wie sieht er aus? Warum lässt er schreckliche Dinge geschehen oder verursacht sie sogar selbst? Fragen, die sich schon Kinder stellen – und auf die Ulrich Hub in „An der Arche um Acht“ wunderbare Antworten findet. 2006 mit dem Deutschen Kindertheaterpreis ausgezeichnet, verfehlte der einstündige Zweiakter seine Wirkung auch nicht bei der Premiere im Zimmertheater der Mannheimer Freilichtbühne. Der Applaus war kräftig.
Nun sind Tricks gefragt
Immer wieder hörte man im Zuschauerraum kindliches Kichern, wenn die drei Pinguine um Kleinigkeiten streiten. Allzu bekanntes Gebaren in Kinderzimmern. Dem Einen ist langweilig, der Andere fühlt sich hinterhältig, der Dritte will schlichten. Doch als die Behauptung aufgestellt wird, Gott habe sich bei der Erschaffung der Pinguine vertan („wir sind Vögel, die nicht fliegen können und nach Fisch stinken“), geht der Zwist erst richtig los. Da verkündet die weiße Taube, dass Gott genug hat von permanenten Streitereien unter Menschen und Tieren und deshalb die Sintflut schickt. Für einen Neubeginn des Lebens darf aber jeweils ein Paar in die Arche. Nun ist guter Rat teuer. Was sollen die Drei mit nur zwei Tickets? Sie besinnen sich auf ihre Freundschaft, schaffen es auf die Arche und müssen sich allerlei Tricks einfallen lassen, um nicht aufzufliegen. Klar, dass während der langen Reise immer wieder die Frage nach Gott und seinem (oder ihrem?) Handeln aufkommt. Das Stück ist dicht und spannend, hat eine exzellente Dramaturgie, ist witzig, hintergründig.
Die Inszenierung von Thomas Nauwartat-Schultze nimmt diese Steilvorlagen nicht nur gekonnt auf, sondern lebt in eindrucksvollen Bühnenbildern und Kostümen auch von ihrer Körperlichkeit. Es wird gerauft, geprügelt, getanzt, aber auch geherzt. Dazu sind Manuel Schreiber, Bettina Robl und Bastian Bauer als Pinguine jederzeit höchst präsent, spielen – wie auch Simone Eisen als gehetzte, etwas schnippische und leicht vergessliche Taube – mit ganzem Körpereinsatz und mit der Sprache. Als Noah hat Andreas Nußbeck einen kurzen Einsatz. Allein die Lieder, zu denen Frank Moesner die Musik komponiert hat, kommen etwas zaghaft. Das liegt auch an einer veralteten Tontechnik. Doch mit etwas mehr Mut zur Lautstärke würden die Songs besser ankommen. Und wer erwartet schon, dass Pinguine schön singen können!
Mannheimer Morgen, 03.12.2018, sd