Bodenständige Anlehnung an William Shakespeare

Herbst- und Wintersaison Zimmertheater der Freilichtbühne zeigt Komödien mit Witz und Musik

Im Herbst und Winter wird im Zimmertheater der Freilichtbühne viel gelacht. Lustig und herzzerreißend ist das Weihnachtsstück „An der Arche um Acht“, viel bissiger Humor steckt in „Shakespeares Wilde Weiber“. Beide Komödien eint, dass in ihnen auch gesungen wird.

In der Shakespeare-Collage von Harald Helfrich, Isabella Leicht und Dorothee Jordan fühlen sich drei Frauen berufen, die Lady Macbeth zu spielen und die Konkurrentinnen jeweils auszustechen. Theaterwissenschaftlerin Andrea (Susi Bechtold) ist die Einzige der Drei, die die Stücke des englischen Dramatikers aus dem 16. Jahrhundert kennt, sie stand jedoch noch nie auf der Bühne. Anders dagegen Molly (Martina Stahl). Aber ihr Interesse gilt hauptsächlich ihrem Kind, weniger der Kunst. Keinerlei Ahnung von Klassikern hat Julia (Santina Rudolf), sie kennt nur Leonardo DiCaprio in der Rolle des Romeo. Dass das Casting nur eine Täuschung ist, merken die Drei schnell.

Immer wieder Zickenkrieg

Doch sie geben nicht auf. Und je mehr sie sich mit Shakespeares Stücken beschäftigen – immer wieder werden auch Originalpassagen zitiert –, desto klarer wird ihnen, dass „Willi“ seine Frauenfiguren im Grunde auf die Klugscheißerin, die Naive und die Mütterliche eingeschränkt hat. Das wollen sie ändern. Manchmal ziehen sie an einem Strang, doch es kommt auch immer wieder zum Zickenkrieg. „Stufe für Stufe wird Shakespeare vom Podest geholt und entmythologisiert“, sagt Regisseurin Christa Krieger, die „allein des Stückes wegen“ die Seiten gewechselt hat. Denn die Ehrenvorsitzende der Freilichtbühne sieht man sonst eher auf der Bühne. „Es war nicht ganz einfach, die drei Frauen zu finden. Aber es ist toll, wie sie sich entwickelt haben. Wir haben richtig viel Spaß“, freuen sich Krieger, ihr Regieassistent Dominik Kobel und ihr Trio auf den Premierenabend am Samstag, 6. Oktober. „Es war schwierig, ich weiß jetzt, dass ich nie einen Shakespeare in der alten Sprache spielen werde“, hat Susi Bechtold während der seit April dauernden Probenphase gelernt. „Aber das Stück ist es wert, sich reinzuknien. Denn es zeigt nicht nur die Verrücktheiten der Frauen, sondern lässt auch ihre Fassaden bröckeln, geht in die Tiefe ihrer Seelen“, ist sie sich mit Kollegin Martina Stahl einig.

Noch bis 1. Dezember hat das fünfköpfige Ensemble Zeit, mit dem Thomas Nauwartat-Schultze „An der Arche um Acht“ inszeniert. Das gleichnamige Kinderbuch von Ulrich Hub, das der Autor selbst dramatisierte und das 2006 den Deutschen Kindertheaterpreis erhielt, handelt von drei Pinguinen, die angesichts der Sintflut von der Friedenstaube nur zwei Tickets für die Arche erhalten haben. Aber sie wollen niemanden zurücklassen. „Es geht um Werte, um Freundschaft und um Glaube“, beschreibt Nauwartat-Schultze den Kern der witzigen, bewegungsintensiven Komödie, die ihn sofort gefangen nahm. „Simone Eisen, unsere Taube, hat es entdeckt, und ich wusste nach der ersten Seite, dass ich es machen wollte.“ Genauso erging es seinen Akteuren. „Ich wollte nach der Sommersaison pausieren, aber dann fiel jemand aus, und ich habe schnell zugesagt“, musste Bastian Bauer, der die Hauptrolle im Sommerstück „Der kleine Ritter Trenk“ spielte, nicht lange überlegen.

Auch Manuel Scheiber, der sein schauspielerisches Debüt gibt, war vom Textbuch überzeugt. „Es ist kindgerechtes Theater zum Lernen –nicht nur für Kinder.“ Weil sie singen kann und Mitglied in seinem Chor ist, stand Bettina Robl auf Nauwartats Wunsch-Besetzungsliste ganz oben. Denn in der Arche kommen vom Verlag verlangte Lieder vor. Die Musik dazu war eine Auftragsarbeit der Freilichtbühne an den Komponisten Frank Moesner.

Mannheimer Morgen, 01.10.2018, sd