Besucher blicken hinter die Kulissen

Gartenstadt Freilichtbühne stellt sich bei Tag der offenen Tür vor / „Dramatischer Club“ schafft Grundlage für das heutige Fünf-Sparten-Amateurtheater

Letztmals vor fünf Jahren veranstaltete die Freilichtbühne Mannheim (FLB) auf dem Gelände in der Gartenstadt ein Parkfest – damals zum 100. Geburtstag des 1913 gegründeten „Dramatischen Clubs“. Aus dem hat sich mittlerweile ein Fünf-Sparten-Amateurtheater entwickelt, das neun Monate im Jahr im Freien und im Zimmertheater ein Programm für jedes Alter anbietet.

Weil der engagierte Verein mit seinen 360 Mitgliedern noch nicht einmal im eigenen Stadtteil allen Bewohnern ein Begriff ist, startete die FLB mit einem Tag der offenen Tür drei Wochen vor Saisonbeginn an der Kirchwaldstraße eine Charme-Offensive. „Wir haben viele Pläne und brauchen auch für unser Riesengelände jede Unterstützung“, sagte Vorsitzender Holger Ohm. „Wir wollen Erinnerungen schaffen, besondere Momente kreieren“, beschrieb die künstlerische Leiterin Sabine Valentin, was die Amateur-Mimen antreibt. „Unser Lohn ist, wenn unsere Leidenschaft beklatscht wird.“

Auch wenn die Sonne am Pfingstsonntag eine Pause einlegte, hoffte Schirmherr Ralf Eisenhauer dennoch, dass sein Amt nicht zu wörtlich genommen werden müsse. Seine erste Begegnung mit der Freilichtbühne hatte der SPD-Fraktionsvorsitzende, dem die Gemeinderäte Thorsten Riehle und Andrea Safferling Schützenhilfe leisteten, 2006 beim „Sommernachtstraum“. Nicht nur diese Erfahrung bewog ihn, sich für eine Förderung starkzumachen.

Requisiten im Café

Von dem, was vor und hinter den Kulissen passiert, konnten sich Besucher bei diversen Führungen mit der Ehrenvorsitzenden Christa Krieger überzeugen. Ausgangspunkt war die ehemalige Gaststätte, die mangels eines Pächters in ein von der FLB betriebenes Theatercafé umgewandelt wurde. „Alle Sofas und Stühle, die hier stehen, haben auch schon einmal in einem Stück mitgespielt“, verwies Krieger auf traditionsreiche Sitzgelegenheiten. Inspiriert von einer Dia-Show erzählte sie von der langen, wechselvollen Geschichte des „Dramatischen Clubs“ auf dem Waldhof, der nach dem Zweiten Weltkrieg eine endgültige Heimat auf einer ehemaligen Schießanlage in der Gartenstadt fand. „Heute spielen wir im Sommer ein Abend- und ein Kinderstück auf der großen Bühne, im Herbst und Winter mehrere Programme im Zimmertheater. Wir haben eine Jugendabteilung mit einer Kinder- sowie einer Jugendgruppe und einen Chor. Allein in unseren zwei Sommerproduktionen wirken über 100 Personen mit“, erklärte sie.

Doch was wären die Menschen auf der Bühne ohne die Personen hinter den Kulissen. Die Vielfalt der Aufgaben spiegelte sich beim Gang durch die Maske, den Kostümfundus, die Requisitenlager, die Werkstatt, die Sozialräume und die Technik wider. Und wie es aussieht, wenn ein Rädchen ins andere greift, zeigte sich beim mehrmals gewährten Einblick in die neue Produktion „Ein Käfig voller Narren“ auf der liebevoll und detailreich gestalteten Bühne. Mit Männern als Diven, mit schweren Jungs und leichten Mädchen –kurz gesagt: mit allem, was das 1973 uraufgeführte, in St. Tropez spielende Kult-Theaterstück „La Cage aux Folles“ an Emotionen verlangt.

Im Park vor und neben der Bühne fühlten sich auch die jüngsten Besucher wohl. Denn für die hatten die Mitglieder der Jugendabteilung eine Spielstraße geplant und aufgebaut, bei dem die jungen Gäste sogar selbst in die Rollen von Märchenfiguren schlüpften. Fast außer sich vor Freude waren die Schwestern Saskia (3 Jahre) und Regina (5), als sie unter den Augen ihrer Oma und des Froschkönigs tatsächlich mit dem goldenen Ball die Dosen der Prinzessin trafen.

Schätzspiel zu Sterntaler

„Vielleicht 100?“, schätzte Antonia Schmidt beim Anblick der mit Münzen gut gefüllten Glaskugel von Sterntaler. „Das sind viel mehr“, riet der Vater. Der Andrang an den Stationen war groß, wer alle absolvierte, hat nun die Chance, zwei Eintrittskarten für das Kinderstück „Der kleine Ritter Trenk“ zu gewinnen.

Weitere Kurzweil boten eine Hüpfburg und das Kinderschminken, wo Diana Tinat-Jablonski als Ressortleiterin Maske selbst Hand anlegte und der sechsjährigen Semira eine rosa Raupe auf die Wange zauberte.

Mannheimer Morgen, 23.05.2018, sd