Freilichtbühne zeigt Dr. Jekyll und Mr. Hyde

An ein ganz besonderes Stück haben sich die Darsteller der Freilichtbühne zusammen mit Regisseur Thomas Nauwartat-Schulze in diesem Jahr gewagt. Sie bringen den Klassiker „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“, den Robert L. Stevenson bereits 1886 geschrieben hat und der seuther unzählige Male verfilmt wurde in der Schauspielfassung von Bernd-Klaus Jerofke auf die Bühne des Open-Air-Theaters in der Gartenstadt. Rund 50 Personen sind an der Aufführung in teils sehr aufwändigen Kostümen zu sehen und zu hören. Und um es gleich vorweg zu nehmen, was sie hier bieten ist ganz großes Theater. Allen voran Marco Hullmann, der den Dr. Jekyll spielt, der sich durch seine Selbstversuche mit einer Droge immer öfter in den mordenden Mr. Hyde verwandelt. Klar, dass es da am Ende jederAufführung lang anhaltenden Applaus des Publikums für die großartigen Leistungen aller Darsteller gibt. Nicht weniger aufwändig als die Kostüme ist das Bühnenbild. Schließlich befindet man sich im London des Jahres 1888, im viktorianischen Zeitalter. Armut, Kinderarbeit, Prostitution und Arbeitslosgeit sind überall zu spüren. Die Frauen fordern mehr Rechte für sich aber auch mehr Schutz. Was ein Glück, dass es den wohlwollenden Dr. Jekyll gibt, der sich gerne wohltätig engagiert und für das neue Frauenhaus spendet. Vor allem die Damenwelt ist von dem smarten Junggesellen angetan, der aber nur Augen für seine zukünftige Verlobte Charlotte hat, von der er sich aber auch zurück zieht. Doch die Stadt wird auch von einem unheimlichen Mörder heimgesucht, der des Nachts auftaucht und jeden mordet, der sich ihm in den Weg stellt. Hinter dem mordenden Mr. Hyde steckt natürlich auch Dr. Jekyll, der sich durch einen Selbstversuch mit einer Droge in eben diesen Mr. Hyde verwandelt. Diese Verwandlungen kommen immer häufiger, so dass Dr. Jekyll auch seine Freunde, den Advokaten John Utterson und den Arzt Hastie Lanyon nicht mehr um sich haben möchte und sich verleugnen lässt. Am Ende erfleht sich der verzweifelte zusammen mit Charlotte Hilfe von Gott. Also kein Happy End, aber ein Stück, das den Darstellern alles abverlangt, bei dem
sich die Zuschauer tatsächlich in die viktorianische Zeit in London versetzt fühlten und bei dem es, trotz aller Gruseligkeit, auch durchaus heitere Momente gibt. Dafür bedankten sie sich mit lang anhaltendem Applaus. Das Stück steht noch bis Anfang August auf dem Spielplan der Freilichtbühne in Mannheim-Gartenstadt.

Friedrichsfelder Wochenblatt, Juli 2017, Marion Schatz